Spahn kündigt Corona-Schnelltests für Pflegeheime und Kliniken an

Nirgendwo sonst sind so viele Menschen an Covid-19 gestorben wie in
Alten- und Pflegeheimen. Der Gesundheitsminister setzt auf eine neue
Teststrategie. Patientenschützern geht das nicht weit genug.

Berlin (dpa) - Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat
Corona-Schnelltests für Krankenhäuser und Pflegeheime angekündigt.
«Schnelltests kommen vor allem für Besucher, Beschäftigte, Bewohner
und Patienten von Pflegeheimen und Krankenhäusern in Betracht», sagte
Spahn der «Bild am Sonntag». «Damit können wir verhindern, dass sic
h
alte und kranke Mitbürgerinnen und Mitbürger anstecken. Für sie ist
die Gefahr von schwerwiegenden Folgen einer Infektion am größten.»
Die Frage, wann und unter welchen Bedingungen die Schnelltests von
den Krankenkassen bezahlt würden, werde zum 15. Oktober geregelt.

Alten- und Pflegeheime sollen ab dem 15. Oktober flächendeckend
Corona-Tests durchführen, um Bewohner, Personal und Besucher besser
vor dem Virus zu schützen. Der Referenten-Entwurf des
Gesundheitsministeriums für eine Nationale Teststrategie sieht laut
«Spiegel» ähnliche Regelungen für Krankenhäuser, Einrichtungen f
ür
ambulantes Operieren, Arzt- und Zahnarztpraxen, Dialyseeinrichtungen,
Praxen humanmedizinischer Heilberufe sowie ambulante Pflegedienste
vor.

Werde in solchen Einrichtungen eine Infektion festgestellt, habe
jeder, der in den vorangegangenen zehn Tagen dort gewesen sei,
Anspruch auf einen Test, berichtet der «Spiegel» unter Berufung auf
den Entwurf. Pflegeheime sollten zum Beispiel ein monatliches
Kontingent für sogenannte Antigen-Schnelltests bekommen.

Bezahlt werden sollen die Schnelltests demnach über den
Gesundheitsfonds, aus dem gesetzliche Krankenkassen ihre Mittel
erhalten. Das Ministerium veranschlage dafür einen mittleren
dreistelligen Millionenbetrag, abhängig von der Entwicklung des
Testgeschehens, hieß es in dem Bericht weiter.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz mahnt zur Eile. Über die Hälfte
der Menschen, die an Covid-19 gestorben seien, habe in Pflegeheimen
gelebt. «Hier wohnt die Risikogruppe auf engstem Raum zusammen.
Deshalb ist es überfällig, dass der Gesundheitsminister eine
effiziente Teststrategie für die Altenpflege auf den Weg bringt»,
sagte Vorstand Eugen Brysch der Deutschen Presse-Agentur.

In Deutschland gibt es nach seinen Angaben vier Millionen
pflegebedürftige Menschen, 900 000 leben in Heimen. «Doch
Corona-Tests schützen nicht vor dem Virus. So sind weiterhin ein
Hygienegrundschutz und eine funktionierende Kontaktdokumentation
notwendig. Nur so ist jederzeit nachvollziehbar, wer mit wem zu tun
hatte», forderte Brysch. Das gelte für Pflegebedürftige genauso wie
für Pflegekräfte. Schließlich hätten sich die meisten Mitarbeiter
untereinander angesteckt und nicht an Pflegebedürftigen.