Corona-Lage in Cloppenburg bleibt kritisch: Kontrollen «erschreckend»

Der Kreis Cloppenburg entwickelt sich zum Corona-Hotspot in
Niedersachsen. Die Verwaltung hat erste Konsequenzen gezogen - doch
die Polizei zeigt sich nach Kontrollen alarmiert. Zu den nächsten
relativ stark betroffenen Kommunen ist der Abstand mittlerweile groß.

Cloppenburg (dpa/lni) - Im Kreis Cloppenburg ist die Zahl der
Corona-Neuinfektionen weiter gestiegen - die Region könnte auch
angesichts nicht eingehaltener Schutzregeln zu einem Hotspot werden.
Landrat Johann Wimberg (CDU) zeigte sich am Sonntag «besorgt über das
fahrlässige Freizeitverhalten mancher Einwohner». Nach Kontrollen der
inzwischen verschärften Maßnahmen gegen weitere Virus-Ansteckungen
berichtete die Polizei von teilweise «erschreckenden Ergebnissen».

Cloppenburg war am Wochenende nach wie vor einziger niedersächsischer
Landkreis mit einer Überschreitung der sogenannten 7-Tagesinzidenz.
Auf 100 000 Einwohner gerechnet, lag die bestätigte Fallzahl nach
Angaben des Landes-Gesundheitsministeriums in Hannover bei 63,9. Sie
hatte sich bereits zuvor erhöht. Bis zum Sonntagmorgen wurden vom
Ministerium weitere 12 bestätigte Neuinfektionen und eine Gesamtzahl
von 458 Fällen für Cloppenburg gemeldet. Der Kreis selbst sprach am
Nachmittag von 19 neuen positiven Testergebnissen und 452 Fällen.
Ursache für Abweichungen zwischen Landes- und Kommunaldaten können
etwa technische Gründe oder zeitliche Verzögerungen sein.

Bei einem Wert von mehr als 50 in der 7-Tagesinzidenz müssen
verstärkte Anti-Corona-Schritte eingeleitet werden - der Kreis
Cloppenburg hatte daher am Freitag die Regeln schon gebietsweise
verschärft. In einigen Teilen dürfen sich bis zum 4. Oktober nun
privat nur noch maximal sechs Menschen treffen. Vereinen ist es
untersagt, Zusammenkünfte abzuhalten. Gaststätten müssen um 22.00 Uhr

schließen. Betroffen von den Maßnahmen waren zunächst die Stadt
Löningen sowie die Gemeinden Essen, Lastrup und Lindern.

Die Polizei meldete allerdings eine ganze Reihe von Verstößen, die in
der Nacht zum Sonntag festgestellt worden waren. So habe die
Überprüfung einer Kneipe einen «Disco-ähnlichen Betrieb» ergeben,

ungefähr 80 Gäste mussten von den Beamten hinausgebracht werden. Man
habe die Kneipe sofort geschlossen, hieß es. Die Besucher seien
«teilweise sehr betrunken» gewesen, «tanzten ohne Mundschutz und
hielten auch die sonstigen Corona-Vorschriften, die in Kneipen
gelten, weitestgehend nicht ein». Beim Servicepersonal sei es kaum
besser gewesen. Mindestens drei weitere Kneipen müssen ein Bußgeld
zahlen.

Auch private Feiern mit vielen Teilnehmern, die ab Mitternacht nicht
mehr erlaubt waren, flogen auf - und offensichtlich wussten die Gäste
genau, dass sie die verschärften Regeln brachen. So ertappten die
Beamten Mitglieder einer Festgemeinschaft in einem Partykeller, «die
weder alle verwandt waren, noch aus zwei Haushalten kamen». Einige
der Personen versuchten demnach, sich unter Tischen oder in einer
Abstellkammer zu verstecken. Ordnungswidrigkeiten-Verfahren folgen
nun. Landrat Wimberg erklärte laut Mitteilung, er habe «in dieser
Situation kein Verständnis für ausschweifende Partys und Feiern in
größerer Runde». Für weitere Schülerinnen und Schüler im Kreis

ordnete der Landkreis außerdem eine häusliche Quarantäne an.

Das Ministerium meldete für ganz Niedersachsen mit Stand Sonntag,
9.00 Uhr, durchschnittlich 11,9 Ansteckungen je 100 000 Einwohner.
Den zweithöchsten Wert gab es in der Region Hannover (25,7), vor der
Stadt Salzgitter auf Rang drei (23,0). 948 bestätigte Neuinfektionen
mit dem Sars-Cov2-Erreger kamen innerhalb der vergangenen Woche im
gesamten Bundesland dazu. Die Zahl der Fälle lag in Niedersachsen
damit in der Summe bei 18 884. Bisher starben 669 Menschen im
Zusammenhang mit der Pandemie - im Kreis Cloppenburg niemand.

In Westniedersachsen hatte es schon im Sommer vor der Rückreisewelle
aus dem Urlaub etliche Neuinfektionen unter anderem bei Beschäftigten
von Schlachtbetrieben gegeben. In Göttingen war der Grenzwert im Juni
überschritten worden - ebenfalls nach privaten Feiern. Bundesweit
gibt es immer wieder Städte und Landkreise, die ihn zeitweise reißen.