Verbandschef: Neustart für Kurorte schwieriger als erhofft

Nach dem Corona-Lockdown und Auslandsreisebeschränkungen hatten die
Thüringer Kurorte darauf gehofft, von Inlandsurlaubern profitieren zu
können. Doch der Gästezuspruch ist eher verhalten.

Bad Lobenstein (dpa/th) - Der Thüringer Heilbäderverband rechnet
nicht mit einer baldigen Rückkehr der Kurorte im Freistaat zu
früheren Besucherzahlen. «Das ist auch für 2021 ungewiss», sagte
Verbandspräsident Bernhard Schönau, der Deutschen Presse-Agentur. Der
Neustart nach dem Lockdown im Frühjahr sei nicht so schnell verlaufen
wie erhofft, die Gäste kehrten eher verhalten zurück. Nach Zahlen des
Statistischen Landesamtes ist die Zahl der Übernachtungen in den
Heilbädern und Luftkurorten im ersten Halbjahr um durchschnittlich
etwa 35 Prozent im Vergleich zu 2019 zurückgegangen.

Manche Orte wie Bad Sulza, Friedrichroda oder Heiligenstadt hat es
sogar noch härter getroffen. Sie verzeichneten in diesem Zeitraum bis
zu 50 Prozent weniger Übernachtungen. Insgesamt wurden im ersten
Halbjahr 850 000 Gästeübernachtungen in Kurorten gebucht. Im
kompletten Jahr 2019 waren es nach früheren Verbandsangaben 578 000
Gäste und knapp 2,9 Millionen Übernachtungen.

«Vor allem die Besucher mittleren Alters scheinen beim Verreisen
besondere Vorsicht an den Tag zu legen», sagte Schönau. «Und genau
die ist ja die Hauptzielgruppe für die Kurorte.» Mit Sorge beobachtet
der Verbandschef den derzeitigen deutlichen Anstieg der
Corona-Fallzahlen. «Momentan muss man ja fast wieder Angst haben
wegen der Neuinfektionen.»

Mit dem Herunterfahren des öffentlichen Lebens Mitte März hatten in
Thüringen auch die Rehabilitationskliniken ihren Betrieb stark
eingeschränkt, einzelne waren geschlossen. Hotels und Pensionen, die
von Gesundheitsurlaubern leben, konnten wochenlang keine Gäste
beherbergen. Für die Orte bedeute dies immense Einbußen bei der
Kurtaxe, so Schönau. Thermalbäder hätten in der Corona-Krise teils
mehrere hunderttausend Euro Verlust eingefahren, ergänzte
Verbandsgeschäftsführerin Hannelore Frank.

Das Land Thüringen unterstützt die Kur- und Erholungsorte in seinem
Corona-Hilfsprogramm in diesem Jahr mit insgesamt 15 Millionen Euro.
Der Verband rechnet auch 2021 mit weiterem Hilfsbedarf. Die Folgen
der Corona-Krise für die Kurorte bestimmen am Montag auch den
diesjährigen Thüringer Bädertag in Bad Lobenstein (Saale-Orla-Kreis).

In Thüringen gibt es rund 20 anerkannte Kurorte, die über natürliche

Heilmittel wie etwa Moor, Sole- oder Schwefelwasser verfügen.