Fast 2300 Corona-Neuinfektionen - höchster Wert seit April

Die Zahl der neuen Corona-Fälle in Deutschland steigt. Auch ältere
Menschen infizieren sich wieder etwas mehr. Sie sind besonders
anfällig für einen schweren Verlauf.

Berlin (dpa) - Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Deutschland hat
den höchsten Stand seit der zweiten Aprilhälfte erreicht. Innerhalb
eines Tages meldeten die Gesundheitsämter 2297 neue Fälle, wie das
Robert Koch-Institut (RKI) am Samstagmorgen bekanntgab. «Nach einer
vorübergehenden Stabilisierung der Fallzahlen auf einem erhöhten
Niveau ist aktuell ein weiterer Anstieg der Übertragungen in der
Bevölkerung in Deutschland zu beobachten», schreibt das RKI in seinem
Bericht von Freitagabend.

Die Lage auf den Intensivstationen ist nach wie vor recht entspannt -
das geht aus dem sogenannten DIVI-Intensivregister hervor, das die
freien und belegten Intensivbetten von fast 1300 Krankenhäusern
erfasst. «Aktuell kann unser Gesundheitssystem gut mit der Situation
umgehen, aber die Dynamik in ganz Europa besorgt», schrieb
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Samstag bei Twitter. Er
appellierte erneut an die Bürger, Abstand zu halten, Mund-Nase-Schutz
zu tragen und Hygiene-Regeln zu beachten.

Der Anteil der Infizierten in der älteren Bevölkerung nehme aktuell
leicht zu, schreibt das RKI. «Sollte sich der aktuell beobachtete
Trend fortsetzen und sich weiter vermehrt ältere Menschen infizieren,
muss auch mit einem Wiederanstieg der Hospitalisierungen und
Todesfälle gerechnet werden.» Der R-Wert liege derzeit etwas über 1.

Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel etwas mehr als einen
weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das
Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.

Der Höhepunkt bei den täglich gemeldeten Neuansteckungen hatte Ende
März/Anfang April bei mehr als 6000 gelegen. Die Zahl war dann in der
Tendenz gesunken und im Juli wieder gestiegen. Die Zahl der erkannten
Neuinfektionen ist auch davon abhängig, wie viele Menschen getestet
werden. Die Zahl der Tests nahm laut RKI zuletzt wieder leicht zu.

Seit Beginn der Corona-Krise haben sich nach den Zahlen des RKI
mindestens 270 070 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus
Sars-CoV-2 infiziert (Datenstand 19.9., 0.00 Uhr). Die Zahl der
Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion liegt nach
RKI-Angaben bei 9384. Seit dem Vortag wurden sechs Todesfälle mehr
gemeldet. Bis Samstagmorgen hatten rund 239 800 Menschen die
Infektion nach RKI-Schätzungen überstanden.

Unter Deutschlands Nachbarländern ist derzeit besonders Frankreich
stark betroffen. Am Freitagabend meldeten die französischen
Gesundheitsbehörden einen neuen Höchstwert von 13 215 Neuinfektionen

innerhalb von 24 Stunden. Einreisebeschränkungen und Grenzkontrollen
wie im Frühjahr plant die Bundesregierung momentan aber nicht. «Wir
versuchen, durch geeignete Maßnahmen die Wiedereinführung von
Grenzkontrollen zu vermeiden», sagte der Sprecher des
Bundesinnenministeriums, Steve Alter. Ein wichtiger Baustein seien
dabei Maßnahmen zur Nachverfolgung und Unterbrechung von
Infektionsketten.

Das Paul-Ehrlich-Institut rechnet weiterhin mit einer Zulassung von
Corona-Impfstoffen für Ende 2020 oder Anfang 2021. Derzeit befänden
sich neun Impfstoff-Kandidaten in der abschließenden klinischen Phase
III, sagte Instituts-Chef Klaus Cichutek den Sendern RTL und ntv.
Zwar sei der Zeitpunkt Spekulation, «aber rechnen wir mal Ende diesen
Jahres, mit Beginn des nächsten Jahres mit den ersten Zulassungen».
Diese Einschätzung vertritt das Paul-Ehrlich-Institut - das deutsche
Bundesinstitut für Impfstoffe - unverändert seit längerer Zeit.

Auch bei einer Zulassung von Impfstoffen zu diesem Zeitpunkt werde es
noch mehrere Monate dauern, bis in Deutschland ein Impfstoff
flächendeckend zu Verfügung stehe.