Afrikanische Schweinepest in Deutschland - wie lange bleibt sie? Von Birgit Sander, dpa

Dass die Afrikanische Schweinepest aus Osteuropa kommend in
Deutschland ausbrechen würde, haben Virologen, Tierärzte und
Tierhalter erwartet. Wie lange die Seuche bleibt, ist jedoch offen.

Greifswald (dpa) - Nach dem ersten Ausbruch der Afrikanischen
Schweinepest in Deutschland ist nach Auskunft des
Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) offen, wie lange die Tierseuche
Wild- und Hausschweine im Land gefährden wird. «Es gibt die ganze
Bandbreite», sagte der Präsident des Bundesforschungsinstituts bei
Greifswald, Thomas Mettenleiter, der Deutschen Presse-Agentur.

Als Beispiele nannte er Sardinien, wo die Seuche 1978 eingeschleppt
worden sei und sie bis heute existiere. Spanien und Portugal hätten
30 Jahre lang bis Mitte der 1990er Jahre mit der Krankheit zu tun
gehabt, Tschechien hingegen nur etwa ein Jahr. In Belgien seien nach
den ersten Fällen 2018 im Frühjahr 2020 Virusgenome nur noch in alten
Kadavern nachgewiesen worden. Während mehr als 90 Prozent der
infizierten Schweine sterben, ist der Erreger für Menschen
ungefährlich.

Wie die Afrikanische Schweinepest (ASP) in den Landkreis Spree-Neiße
in Brandenburg kam, ist noch ungeklärt. «Es sieht nach einer
Westwärts-Ausdehnung des westpolnischen Geschehens aus», sagte
Mettenleiter. Der erste Fund sei etwa sieben Kilometer von der
polnischen Grenze entfernt gemacht worden. Der Eintrag könne jedoch
auch auf andere Weise erfolgt sein. «Ich will im Moment nichts
ausschließen», sagte der Virologe. Es gebe zwischen den Ausbrüchen in

Westpolen und der betroffenen Region in Brandenburg Gebiete, in denen
bisher keine ASP nachgewiesen worden sei. Es könne jedoch auch sein,
dass Kadaver dort nicht gefunden wurden.  

Das Virus kann Mettenleiter zufolge sehr lange überleben, über Wochen
und Monate. Bei kälteren Temperaturen bleibe der Erreger länger
infektiös als bei wärmeren. «Deshalb ist die Kadaversuche so
wichtig», sagte er. Das Virus befindet sich in großen Mengen im Blut
infizierter Tiere, so dass Kontakt mit Blut ein hohes Risiko birgt,
wie Mettenleiter erklärte. Auch in rohem Schweinefleisch, Rohwürsten
und Rohschinken kann der Erreger überdauern. Dies gelte auch für die
Oberflächen kontaminierter Futtermittel, Werkzeuge und Kleidung, mit
denen das Virus in Schweineställe eingeschleppt werden könne. Die
beste Prävention sei es, die Ställe sicher zu machen.

Mit einem Impfstoff rechnet Mettenleiter in überschaubarer Zeit
nicht. Es werde an Impfstoffen gearbeitet, die Wildschweinen über
Köder verabreicht werden könnten. Der Stoff müsste schnell zu einer
so guten Immunität führen, dass die Tiere nicht infiziert werden
können.

Während der Erreger in Afrika auch von Lederzecken übertragen wird,
erfolgt die Übertragung in Europa über Sekrete direkt von Tier zu
Tier. Die Reduzierung der Wildschweindichte sei daher eine Maßnahme
des Seuchenschutzes, sagte Mettenleiter. So seien die Fallzahlen im
Baltikum zwar durch verstärkte Jagd gesunken, die Restpopulationen
hätten sich aber schnell wieder vermehrt. Dass die Seuche in einer
Region eine größere Wildschweinpopulation ausgerottet habe, sei noch
nicht passiert. «Ich gehe nicht davon aus, dass wir da auch nur in
die Nähe kommen», sagte Mettenleiter. «Die Population ist schneller
als das Virus.»