Madrid kündigt wegen rasch steigender Corona-Zahlen Absperrungen an

Madrid (dpa) - In der spanischen Hauptstadt Madrid sollen ab Montag
sechs Stadtteile und sieben Kommunen im Umland zur Eindämmung der
Corona-Pandemie teilweise abgesperrt werden. Sie dürften dann nur
noch für dringende Angelegenheiten betreten oder verlassen werden -
etwa für die Arbeit, für Arztbesuche, die Schule oder nach einer
Vorladung der Justiz. Das kündigte die Regionalpräsidentin Isabel
Ayuso am Freitag an. Ähnliche Absperrungen gibt es auch in anderen
Teilen des Landes, etwa auf Mallorca.

Die Bewohner könnten weiterhin ihre Häuser verlassen und sich
innerhalb ihrer abgesperrten Wohnquartiere frei bewegen, betonte die
Regionalpräsidentin. An privaten Treffen dürften nicht mehr als sechs
Personen teilnehmen, in öffentlichen Einrichtungen seien nur noch 50
Prozent der Kapazität erlaubt. Parks würden geschlossen.

Betroffen seien Wohngebiete, in denen die Zahl der Neuinfektionen bei
mehr als 1000 pro 100 000 Einwohner binnen 14 Tagen liege. Das sei
eine «ganz schlimme Zahl», die zum Handeln gezwungen habe, sagte
Ayuso. Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Sieben-Tage-Inzidenz
derzeit etwa bei zwölf. Am Montag will sich die konservative Ayuso
mit dem linken Regierungschef Pedro Sánchez treffen, um zu
besprechen, wie der Zentralstaat der Stadt Madrid bei der Bekämpfung
der Pandemie helfen kann.

Kritiker werfen Ayuso Chaos bei der Pandemiebekämpfung vor. Die
Maßnahmen kämen viel zu spät. Zudem mangele es an der Nachverfolgung,

um Infektionsketten zu unterbrechen. Auch die Testkapazitäten seien
geringer als in anderen Landesteilen. Gesundheitszentren stehen
Medienberichten zufolge inzwischen wieder vor dem Kollaps und
Intensivstationen könnten wegen der vielen Corona-Patienten schon in
14 Tagen an ihre Kapazitätsgrenze stoßen. Etwa ein Drittel aller
Neuinfektionen in Spanien entfallen auf den Großraum Madrid. Dort
leben etwa 6,6 Millionen Menschen.

Spanien ist das in Westeuropa am härtesten von der Corona-Pandemie
getroffene Land. Es wurden mehr als 640 000 Corona-Infektionen und
mehr als 30 000 Todesopfer gezählt. Einschließlich nachgemeldeter
Fälle wurden binnen 24 Stunden für ganz Spanien nach offiziellen
Angaben vom Freitag fast 14 400 Neuinfektionen registriert.