Dax weiter auf Richtungssuche

Frankfurt/Main (dpa) - Das Tauziehen zwischen Bullen und Bären mit
derzeit gleich verteilten Kräften droht sich in der neuen Woche am
deutschen Aktienmarkt fortzusetzen. Der Dax könnte so weiter um seine
Marke von 13 200 Punkten pendeln, von der er sich seit Tagen nicht
entscheidend absetzen kann. Um den Weg nach oben frei zu machen,
sehen Börsianer die Marke von 13 460 Punkten als wichtig an. Dort
hatte der Leitindex vor etwa zwei Wochen sein bisheriges Hoch seit
dem Ausbruch des Corona-Crashs markiert.

Am Freitag ist der Dax im Zuge des Verfalls an den Terminbörsen
wieder unter die 13 200 Punkte gefallen. Mit einem Abschlag von 0,70
Prozent auf 13 116,25 Punkte am sogenannten Hexensabbat kam der
Leitindex vor allem spät unter Druck. Letztlich wurde es mit einem
Abschlag von 0,65 Prozent eine schwache Börsenwoche.

Die Rally bei den zuletzt treibenden Branchen, darunter vor allem die
Technologiewerte, ist Experten zufolge versiegt. Nun fehle es den
Märkten auf hohem Niveau an neuen Kurstreibern. Laut Markus Reinwand
von der Helaba suggeriert die Tatsache, dass einige US-Indizes vor
der Korrektur Anfang September immer neue historische Höchststände
markierten, dass es «die Pandemie mit all ihren ökonomischen
Verwerfungen nie gegeben hat».

Die wieder hohen Corona-Infektionen in Europa spielen keine große
Rolle mehr. Laut dem Marktexperten Robert Halver von der Baader Bank
haben sich die Unternehmen nach einem halben Krisenjahr auf die
Situation eingestellt. «Und die Regierungen werden auf steigende
Neuinfektionen nur mit regionalen, nicht aber gesamtwirtschaftlichen
Einschränkungen reagieren», so der Experte. Laut Ulrich Kater von der
Deka Bank werden neue landesweite Stilllegungen des Wirtschaftslebens
von Marktteilnehmern als sehr unwahrscheinlich angesehen.

Hinsichtlich der Perspektiven für den Rest des Jahres am Aktienmarkt
gebe es derzeit zu viele Variablen, konstatiert Craig Erlam vom
Broker Oanda. Corona-Impfstoffe, politische Klarheit oder staatliche
Hilfsmaßnahmen könnten seiner Einschätzung nach in den kommenden
Wochen über eine Richtung entscheiden.

Auf den Prüfstand gestellt wird die Stimmungslage im Wochenverlauf
von frischen Wirtschaftsdaten. Ein zuletzt überraschend hoher
ZEW-Index sorgt für Spannung im Vorfeld der am Mittwoch erwarteten
Einkaufsmanagerdaten und des tags darauf anstehenden Ifo-Index.
Baader-Experte Halver rechnet damit, dass diese Indikatoren aufzeigen
werden, dass sich die Wirtschaftserholung mit gebremster Dynamik
fortsetzt.

«Insbesondere die Einschätzung der augenblicklichen Lage sollte die
Einkaufsmanagerumfragen und den Ifo-Geschäftsklimaindex weiter
stabilisieren», so Deka-Experte Kater. «Dagegen könnten sich die
Unternehmenserwartungen über die kommenden Monate etwas eingetrübt
haben.»

Aktienseitig werden zu Wochenbeginn die bereits angekündigten
Indexänderungen wirksam. Dabei steigen unter anderem Wacker Chemie
und die als Krisengewinner geltende Shop Apotheke in den MDax auf, wo
die Star-tup-Schmiede Rocket Internet und der Medienkonzern RTL Platz
machen. Weitere Umplatzierungen gibt es im SDax sowie auf
europäischer Bühne im EuroStoxx 50, dem künftig der Immobilienkonzern

Vonovia angehört.