Land fordert Besuchseinschränkungen für Pflegeheime im Weimarer Land

Das Weimarer Land ist seit Tagen der Corona-Schwerpunkt in Thüringen.
Volksfeste wurden untersagt, das Bildungsministerium ordnete
Infektionsschutzvorkehrungen für Lehrer an. Die Landrätin hofft auf
Bundeswehrhilfe für das überforderte Gesundheitsamt.

Apolda (dpa/th) - Nach dem Corona-Ausbruch im Weimarer Land hat das
Land die Kreisverwaltung aufgefordert, Besuchseinschränkungen für
Pflegeheime zu erlassen. Nach der derzeit gültigen Corona-Verordnung
für Thüringen müssten diese Maßnahmen ergriffen werden, sobald die

Zahl der Sars-CoV-2-Infektionen den Wert von 35 Infektionen je 100
000 Einwohner überschreite, sagte ein Sprecher des
Gesundheitsministeriums am Freitag. Dann dürften täglich höchstens
zwei Besucher je Bewohner für bis zu zwei Stunden in die Heime, zudem
müssten die Besucher registriert werden. Im Weimarer Land war die
Zahl der Corona-Neuinfektionen zuletzt sprunghaft gestiegen.

Am Freitag lag die Quote laut Ministerium bereits bei 41,5
Infektionen je 100 000 Einwohner, bezogen auf sieben Tage. Das
Landratsamt sprach von 43 aktiv Kranken. Der Kreis hat etwa 82 000
Einwohner. Auf die Besuchseinschränkungen sei die Kommune bereits am
Donnerstag vom Landesverwaltungsamt hingewiesen worden, sagte der
Sprecher. «Der Krisenstab des Landes wartet jetzt dringend auf eine
Rückmeldung des Landkreises.»

Als Auslöser des Corona-Ausbruchs gilt eine Senioren-Reisegruppe. Die
Mehrzahl der rund 30 Reisenden waren von einer Bustour in ein
tschechisches Kurbad Anfang des Monats infiziert zurückgekehrt. Die
Infektionen waren teilweise erst Tage später bemerkt worden. Derzeit
ist ein mit der Reisegruppe in Zusammenhang stehender Fall in einem
Seniorenheim bekannt, die Einrichtung steht unter Quarantäne. Eine
der Reisenden hatte dort einen 84-jährigen Bewohner mehrfach besucht,
der Mann ist infiziert.

Weitere Schritte als die bisherigen, etwa ein Besuchsverbot für
Pflegeheime, seien derzeit nicht geplant, sagte Landrätin Christiane
Schmidt-Rose (CDU) am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Darüber
müssten die Heime in Eigenverantwortung entscheiden. Das Landratsamt
hatte als Konsequenz am Mittwoch bis zunächst zum 4. Oktober
Volksfeste untersagt und die Teilnehmerzahlen von privaten Feiern und
Vereinsveranstaltungen begrenzt.

Derzeit sind etwa 230 Kontaktpersonen in Apolda und anderen Orten in
Quarantäne. Bei der Suche nach weiteren Kontaktpersonen und dem
Nehmen von Abstrichen für Corona-Tests soll jetzt die Bundeswehr das
Gesundheitsamt unterstützen. Ein entsprechendes Hilfeersuchen sei am
Donnerstag gestellt worden, sagte Schmidt-Rose.

Das Thüringer Bildungsministerium hatte am Donnerstag für Schulen im
Weimarer Land besondere Infektionsschutzregeln angeordnet. Sie sollen
Lehrer und Schüler mit einem besonderen Risiko für einen schweren
Verlauf einer Covid-19-Infektion schützen. Die betreffenden Lehrer
müssen so eingesetzt werden, dass ein möglichst geringes
Infektionsrisiko besteht, Schüler mit Risikomerkmalen könnten nach
einem formlosen Antrag vom Präsenzunterricht freigestellt werden. In
dem Landkreis ist auch eine Schule eine Schule von einem Corona-Fall
betroffen. Er steht nach Angaben der Landrätin nicht im Zusammenhang
mit der Reisegruppe. Die Quelle der Infektion bei einem Schüler sei
unklar.

Die Stadt Erfurt meldete am Freitag fünf Neuinfektionen, die auf eine
Familienfeier im benachbarten Weimarer Land zurückgeht. Die
Infizierten seien dort zu Gast gewesen. Seit Donnerstag waren in der
Landeshauptstadt acht Neuinfektionen hinzugekommen.

Unterdessen hat die Karnevalshochburg Wasungen wegen der
Corona-Pandemie den überregional bekannten Karnevalsumzug im
kommenden Jahr abgesagt. Die erwartbaren Auflagen zum
Infektionsschutz und die Frage, ob der Karneval überhaupt stattfinden
könne, führten zu viel Unsicherheit, sagte der Präsident des Wasunger

Carneval Clubs, Martin Krieg, am Freitag. Das Risiko sei zu groß.
«Die Teilnehmer stecken eine Masse an Geld in ihre Kostüme und wenn
wir dann zwei Tage vorher absagen müssten - das können wir nicht
verantworten», sagte Krieg. Der Umzug hat eine jahrhundertealte
Tradition. Er hätte am 22. Februar stattfinden sollen.

Landesweit wurden am Freitag 33 neue Infektionen mit dem
Sars-CoV-2-Virus registriert, wie aus dem Corona-Portal der
Landesregierung hervorgeht. Die Gesamtzahl der Infizierten seit
Pandemiebeginn stieg auf 3898. In Thüringen starben 189 Menschen im
Zusammenhang mit einer Infektion.