Neue Werbeverbote fürs Rauchen kommen - Ärzte für weitere Schritte

Gesundheitsexperten mahnen seit Jahren, Tabakreklame endlich strikter
einzudämmen. In einem zweiten Anlauf sind jetzt zusätzliche Verbote
besiegelt, die schrittweise greifen. Nicht allen reicht das aus.

Berlin (dpa) - Die Werbung fürs Rauchen wird in Deutschland weiter
unterbunden, um vor allem Jugendliche vor Gesundheitsgefahren zu
schützen. Ab 2022 kommt ein Reklameverbot auf Plakatwänden - zuerst
für herkömmliche Tabakprodukte. Ab 2023 soll es dann auch für
Tabakerhitzer greifen, ab 2024 für E-Zigaretten. Dafür machte der
Bundesrat den Weg am Freitag frei. Schon ab 1. Januar 2021 ist
Kinowerbung fürs Rauchen tabu, wenn ein Film für unter 18-Jährige
freigegeben ist. Schluss sein soll dann auch mit dem Verteilen von
Gratis-Proben außerhalb von Fachgeschäften etwa bei Musikfestivals
und von Tabakprodukten als Gewinne bei Preisausschreiben.

Mediziner fordern seit langem auch in Deutschland weitere Verbote, um
junge Leute vor dem Rauchen zu schützen. In der vorigen Wahlperiode
war ein Anlauf dazu an Widerstand der Union gescheitert. Der
Bundestag beschloss dann aber im Juli einen Kompromiss von SPD und
Union. Die zuständige Bundesministerin Julia Klöckner (CDU) sagte der
Deutschen Presse-Agentur, weitreichende Werbebeschränkungen seien
längst überfällig. «Gesundheitsschutz muss hier an erster Stelle
stehen.» Die Bundesdrogenbeauftragte Daniela Ludwig (CSU) reagierte
erfreut, dass es «endlich» geschafft sei. Sie verwies darauf, dass an
Folgen von Tabakkonsum hierzulande 120 000 Menschen pro Jahr sterben.

Ärztepräsident Klaus Reinhardt sagte der dpa, viele Studien belegten,
dass Werbung gerade bei Kindern und Jugendlichen die Attraktivität
von Tabakprodukten erhöhe. «Auch für abhängige Raucher setzt Werbun
g
ständig Schlüsselreize, die einen Ausstieg aus der Sucht erschweren.»

Es sei gut, dass endlich ein Verbot der Außenwerbung komme. Verboten
ist Tabakwerbung schon in Radio und TV, Zeitungen und Zeitschriften.

Reinhardt erläuterte, es sei mit großer Sorge zu beobachten, dass
Jugendliche durch E-Zigaretten ans Rauchen herangeführt werden. «Auch
für elektronische Verdampfer sollten deshalb Außenwerbeverbote
möglichst schnell in Kraft treten.» Die vorgesehenen «Schonfristen»

für Tabakerhitzer und E-Zigaretten seien problematisch, kritisierten
mehrere medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaften. Das
Deutsche Krebsforschungszentrum monierte: «Tabakwerbung wird im
öffentlichen Raum präsent bleiben.» Denn am «Verkaufsort» bleibe
sie
erlaubt - auch an Supermärkten, Schreibwarengeschäften, Tankstellen.

Ärztepräsident Reinhardt forderte weitere Schritte zum Schutz von
Kindern. «Dringend notwendig ist ein Rauchverbot in Autos, wenn
Kinder und Jugendliche mit an Bord sind.» In Fahrzeugen entspreche
die Feinstaubbelastung durch Tabakrauch etwa der einer
durchschnittlich verrauchten Bar. «Wenn Vernunft und
Verantwortungsgefühl fehlen, sind sanktionsbewehrte Verbote
unumgänglich», sagte der Chef der Bundesärztekammer.