Neue Werbeverbote fürs Rauchen am Ziel - Ärzte für weitere Schritte

Gesundheitsexperten mahnen nicht erst seit gestern, Tabakreklame
endlich strikter zu unterbinden. In einem zweiten Anlauf soll das nun
klappen. Ärzte fordern weitergehende Maßnahmen zum Schutz der Kinder.

Berlin (dpa) - Nach jahrelangen Diskussionen soll die Werbung für
gesundheitsschädliches Rauchen in Deutschland weiter eingeschränkt
werden. Der Bundesrat stimmt am Freitag abschließend über ein vom
Bundestag beschlossenes Verbot der Plakatwerbung ab. Es soll ab 2022
schrittweise greifen und auch Elektro-Zigaretten ins Visier nehmen.
Beschränkungen sind zudem für Kinowerbung und Marketingaktionen
geplant. Mediziner fordern seit langem weitere Verbote, um vor allem
junge Leute vor dem Einstieg ins Rauchen zu schützen. In der vorigen
Wahlperiode war ein Anlauf dazu an Widerstand der Union gescheitert.

Die zuständige Bundesministerin Julia Klöckner (CDU) sagte der
Deutschen Presse-Agentur, weitreichende Werbebeschränkungen seien
längst überfällig. «Gesundheitsschutz muss hier an erster Stelle
stehen.» Tabakerzeugnisse und nikotinhaltige E-Zigaretten hätten ein
hohes Suchtpotential, Gesundheitsschäden durch Rauchen seien immens.

Ärztepräsident Klaus Reinhardt sagte der dpa, viele Studien belegten,
dass Werbung gerade bei Kindern und Jugendlichen die Attraktivität
von Tabakprodukten erhöhe. «Auch für abhängige Raucher setzt Werbun
g
ständig Schlüsselreize, die einen Ausstieg aus der Sucht erschweren.»

Es sei gut, dass endlich ein Verbot von Tabakaußenwerbung komme.

Konkret sollen Reklamemöglichkeiten gestaffelt unterbunden werden.
Zuerst soll ab 1. Januar 2022 ein Werbeverbot auf Außenflächen wie
Plakatwänden oder Haltestellen für herkömmliche Tabakprodukte kommen.

Für Tabakerhitzer soll es ab 1. Januar 2023 greifen, für E-Zigaretten
ab 1. Januar 2024.

Schon ab 1. Januar 2021 tabu sein soll Kinowerbung fürs Rauchen, wenn
Filme für unter 18-Jährige frei sind. Schluss sein soll dann auch mit
dem Verteilen von Gratis-Proben außerhalb von Fachgeschäften etwa bei
Musikfestivals und Tabakprodukten als Gewinne bei Preisausschreiben.
Verboten ist Tabakwerbung etwa schon in Radio und Fernsehen,
Zeitungen und Zeitschriften.

Der Ärztepräsident forderte weitere Schritt zum Schutz von Kindern.
«Dringend notwendig ist ein Rauchverbot in Autos, wenn Kinder und
Jugendliche mit an Bord sind.» In Fahrzeugen entspreche die
Feinstaubbelastung durch Tabakrauch etwa der einer durchschnittlich
verrauchten Bar. «Wenn Vernunft und Verantwortungsgefühl fehlen, sind
sanktionsbewehrte Verbote unumgänglich», sagte Reinhardt.