Ärzte für neues Tabakwerbeverbot - und weitere Schritte

Berlin (dpa) - Ärztepräsident Klaus Reinhardt begrüßt die neuen
Werbeverbote fürs Rauchen, die der Bundesrat am Freitag besiegeln
soll, und fordert weitere Schritte vor allem zum Schutz von Kindern.
«Viele Studien belegen, dass Tabakwerbung gerade bei Kindern und
Jugendlichen die Attraktivität von Tabakprodukten erhöht», sagte der

Chef der Bundesärztekammer der Deutschen Presse-Agentur. «Auch für
abhängige Raucher setzt Werbung ständig Schlüsselreize, die einen
Ausstieg aus der Sucht erschweren.» Daher sei es gut und richtig,
dass endlich ein Verbot von Tabakaußenwerbung auf dem Weg sei.

Der Bundesrat soll abschließend über Werbebeschränkungen abstimmen,
die der Bundestag schon beschlossen hat. Sie sehen unter anderem ein
schrittweises Verbot der Plakatwerbung ab 2022 vor. Ins Visier kommen
sollen auch Elektro-Zigaretten. Reinhardt sagte: «Wir beobachten mit
großer Sorge, dass Jugendliche durch E-Zigaretten an das Rauchen
herangeführt werden. Auch für elektronische Verdampfer sollten
deshalb Außenwerbeverbote möglichst schnell in Kraft treten.» Derzeit

versuche die Industrie, sie als weniger gefährliche Alternative zu
vermarkten. «Dabei ist gar nicht absehbar, welche gesundheitlichen
Langzeitschäden mit ihnen verbunden sind.» Es gebe schon Hinweise auf
Schädigungen der Atemwege und des Herz-Kreislauf-Systems.

Der Ärztepräsident betonte, Werbeverbote seien wichtig. Sie reichten
aber nicht aus, um Kinder zu schützen. «Dringend notwendig ist ein
Rauchverbot in Autos, wenn Kinder und Jugendliche mit an Bord sind.»
Zahlreiche Studien hätten einen eindeutigen Zusammenhang zwischen
Passivrauchbelastung und schwerwiegenden Gesundheitsrisiken von
Kindern und Jugendlichen nachgewiesen. In Fahrzeugen entspreche die
Feinstaubbelastung durch Tabakrauch etwa der einer durchschnittlich
verrauchten Bar. «Wenn Vernunft und Verantwortungsgefühl fehlen, sind
sanktionsbewehrte Verbote unumgänglich», sagte Reinhardt.