Zweiter Anlauf im Missbrauchsprozess gegen Therapeuten

Saarbrücken (dpa/lrs) - Am ersten Tag ist der Angeklagte nicht
erschienen, nun soll der Missbrauchsprozess gegen einen
Psychotherapeuten in Saarbrücken am Freitag (ab 10.00 Uhr) losgehen.
Nachdem der 64-jährige Angeklagte am Montag nicht im Gerichtssaal
war, hatte das Landgericht einen Haftbefehl gegen ihn verkündet. Sein
Sohn hatte dem Verteidiger mitgeteilt, dass der Mann auf eigenen
Wunsch in einer Privatklinik in Bayern sei.

Der Psychologe ist wegen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs
angeklagt. Er soll sich zwischen 2004 und 2006 bei einer
Langzeit-Psychotherapie in seiner Praxis und in seiner Wohnung an
einem Jungen vergangen haben, der anfangs sieben Jahre alt war.

Das Gericht hatte den Mann 2012 wegen schweren sexuellen Missbrauchs
von Kindern zu sechs Jahren Haft verurteilt. Ausschlagend für das
Gericht waren damals sowohl Aussagen des Jungen als auch E-Mails des
Therapeuten mit einem Geldzahlungsangebot an die Mutter und ein
weiterer, allerdings schon verjährter Fall.

Nachdem sowohl der Angeklagte als auch die Nebenklage Revision
eingelegt hatten, hob der Bundesgerichtshof das Urteil Ende 2012 auf
und verwies den Fall an das Gericht in Saarbrücken zurück. Laut
Nebenklage-Vertreter Christian Laue entzog sich der Angeklagte danach
mehrfach wegen angeblicher Erkrankungen und Depressionen dem
Verfahren. Für den aktuellen Prozess vor der Großen Jugendkammer II
hat das Gericht fünf Verhandlungstage angesetzt.