, aktuelle Reaktion der Wiener Tourismuswirtschaft, 4. Absatz, Link zu Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes zu Österreich im Notizblock ergänzt) Deutschland erklärt Wien zum Corona-Risikogebiet

Die Stadthotellerie in Wien ist ohnehin schwer angeschlagen - mit
einer Erholung von den Corona-Folgen wird erst in Jahren gerechnet.
Nun kommt ein neuer Schlag für den wichtigen Stadttourismus in
Österreichs Hauptstadt.

Berlin/Wien (dpa) - Wegen der gestiegenen Zahl von
Corona-Neuinfektionen hat die deutsche Bundesregierung die
österreichische Hauptstadt Wien zum Risikogebiet erklärt und eine
entsprechende Reisewarnung ausgesprochen. Das bundeseigene Robert
Koch-Institut (RKI) veröffentlichte am Mittwoch eine aktualisierte
Liste der Corona-Risikogebiete, in der nun auch das Bundesland Wien
als einziges Risikogebiet in Österreich aufgeführt wird. «Vor nicht
notwendigen, touristischen Reisen in das Bundesland Wien wird
aufgrund hoher Infektionszahlen derzeit gewarnt», teilte darauf hin
das Auswärtige Amt in Berlin mit.

Zentrales Kriterium für die Einstufung als Risikogebiet ist, in
welchen Staaten oder Regionen es in den vergangenen sieben Tagen mehr
als 50 Neuinfizierte pro 100 000 Einwohner gegeben hat. Meist folgt
kurz nach der Einstufung als Risikogebiet eine entsprechende
Reisewarnung des Auswärtigen Amtes.

Die Einstufung als Risikogebiet bedeutet praktisch für deutsche
Urlauber einen Corona-Pflichttest und Quarantäne bei der Rückkehr,
bis ein negatives Testergebnis vorliegt. Eine Reisewarnung geht
weiter: Sie ist zwar kein Verbot, soll aber eine erhebliche
abschreckende Wirkung haben. Allerdings hat sie auch eine positive
Seite für Verbraucher: Sie ermöglicht es Reisenden, Buchungen
kostenlos zu stornieren.

Vor diesem Hintergrund ist die neue Einschätzung aus Berlin ein
heftiger Schlag für den für Wien wichtigen und ohnehin angeschlagenen
Stadttourismus. Die deutsche Reisewarnung verschärfe die Situation
für den Wiener Tourismus noch weiter, sagte Susanne Kraus-Winkler,
die Vertreterin der Hotellerie in der österreichischen
Wirtschaftskammer. «Viele Unternehmerinnen und Unternehmer sind
einfach nur mehr verzweifelt und überlegen, ihre Betriebe wieder
komplett zuzusperren», sagte sie einer Mitteilung zufolge.

Als Folge der Corona-Krise hatte beispielsweise das Traditionshotel
Sacher am Dienstag an seinen Standorten in Wien und Salzburg 140
Mitarbeitern gekündigt. Allein in Wien sind 105 Beschäftigte
betroffen. «Dramatischer kann eine Situation nicht sein», sagte
Sacher-Chef Matthias Winkler. Der Umsatz bei Sacher werde 2020 bei
nur 25 Prozent des Vorjahres (rund 100 Millionen Euro) liegen. Im
nächsten Jahr würden es «vielleicht 30 bis 35 Prozent», so Winkler.

Er rechne damit, dass der internationale Tourismus vier bis Jahre
brauchen werde, um sich wieder zu erholen.

Vor allem Feiern im Familien- oder Freundeskreis sind nach Ansicht
von Österreichs Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) für die

anhaltend hohe Zahl der Corona-Neuinfektionen in der gesamten
Alpenrepublik verantwortlich. Das Land befinde sich in einer
entscheidenden Phase, sagte Anschober am Mittwoch.

Die Prognosen gingen deutlich auseinander. Die eher positive Variante
sage ein tägliches Plus von etwa 650 Fällen voraus, pessimistischere
Varianten gingen von 1500 täglichen Neuinfektionen aus. Am Mittwoch
wurden 768 neue Fälle verzeichnet. Auch die Zahl der belegten
Krankenhausbetten beginne spürbar zu steigen, sagte Anschober.

Mit dieser Entwicklung liegt Österreich deutlich über dem Trend in
Deutschland. Unter Berücksichtigung der Zahl der Einwohner sind die
Infektionszahlen in Österreich gut drei Mal höher. 3600 der derzeit
rund 6600 aktiven Fälle in Österreich werden aus Wien gemeldet. Die
Schweiz hatte die österreichische Hauptstadt daher bereits auf die
Liste der Risikogebiete gesetzt.