Mehr Wildschweine mit Schweinepest in Brandenburg

Es ist nicht bei einem Wildschwein mit Schweinepest geblieben. Der
amtliche Verdacht bei fünf Tieren hat sich bestätigt. Und es könnten

weitere Fälle hinzukommen.

Berlin (dpa) - Die Afrikanische Schweinepest weitet sich in
Brandenburg aus. Die Tierseuche sei bei fünf weiteren toten
Wildschweinen nachgewiesen worden, teilte das Bundesagrarministerium
am Mittwoch in Berlin mit. Sie wurden in der Nähe von Neuzelle in
Brandenburg entdeckt, unweit von dem Fundort des ersten
deutschlandweiten Falles von Schweinepest. Hausschweine seien nach
wie vor nicht betroffen. Das nationale Referenzlabor, das
Friedrich-Loeffler-Institut, bestätigte in den fünf Fällen die
Ergebnisse des Landeslabors Berlin-Brandenburg. Es sei davon
auszugehen, dass das hochansteckende Virus vor dem Auffinden des
ersten Kadavers in die Wildschweinpopulation eingetragen wurde.

Der erste Fall der Tierseuche in Deutschland war in der vergangenen
Woche bei einem Wildschweinkadaver in Schenkendöbern im Landkreis
Spree-Neiße nahe der polnischen Grenze aufgetreten. Die neuen Fälle -
vier tot aufgefundene Wildschweine und ein erlegtes Wildschwein -
wurden unweit davon bei Neuzelle im Kreis Oder-Spree entdeckt.
Brandenburg müsse nun die bestehenden Schutzzonen und Schutzmaßnahmen
anpassen, teilte das Bundesagrarministerium mit. In Gesprächen mit
Staaten außerhalb der EU werde weiter versucht, den Handel mit
Schweinefleisch von außerhalb der Gefahrenzone um die Fundorte zu
ermöglichen. Innerhalb der EU sei der Handel weiter möglich. Für
Menschen ist die Seuche ungefährlich, aber die Tiere stecken sich
untereinander an und sterben.

In Brandenburg kamen zu den bestehenden sechs Fällen fünf
Verdachtsfälle auf Schweinepest hinzu. Noch standen die Ergebnisse
über eine Infektion aus. Bei Neuzelle im Landkreis Oder-Spree seien
am Mittwoch fünf weitere Wildschweinkadaver entdeckt worden, sagte
Kreissprecher Mario Behnke. Proben seien ins Landeslabor zur
Untersuchung gesandt worden. Die Suche nach verendeten Wildschweinen
wird verstärkt. Seit Mittwoch sind nach Angaben des Landkreises 45
Mitarbeiter der Forstwirtschaft sowie Jäger um den Fundort des ersten
Kadavers auf Fallsuche unterwegs.

Die Landwirte sind in großer Sorge vor wirtschaftlichen Folgen. Die
Stimmung in den Betrieben sei angespannt, die wirtschaftlichen
Probleme der bedrohten Betriebe seien noch nicht absehbar, sagte der
Präsident des Brandenburger Bauernverbandes, Henrik Wendorff, der
Deutschen Presse-Agentur. Er forderte von anderen Bundesländern und
den EU-Staaten Unterstützung im Kampf gegen die Seuche. «Wir haben
hier die Pufferzone. Um ein Ausbreiten der Seuche zu verhindern,
brauchen wir die Solidarität der anderen Länder», sagte Wendorff. Es

dürfe nicht dazu kommen, dass Hausschweinbestände infiziert werden.
«Das ist jetzt die größte Herausforderung.»

Der Deutsche Jagdverband (DJV) und der Deutsche Bauernverband (DBV)
sprachen sich für eine intensive Bejagung in Gebieten aus, die von
Ausbrüchen betroffen sind, wie auch entlang der deutsch-polnischen
Grenze. Damit sollten die Bestände von Wildschweinen weitestgehend
reduziert werden, teilten beide Verbände mit. Landwirte müssten die
konsequente Bejagung von Schwarzwild mit Hilfe von Bejagungsschneisen
unterstützen. Die Umweltschutzorganisation WWF warnte, eine Jagd sei
kein Allheilmittel. Die Verschleppung durch Gegenstände oder
Lebensmittel sei bedeutender.

Wegen der Schweinepest haben wichtige Abnehmerländer deutsche
Schweinefleisch-Einfuhren verboten. China ist - vor dem verhängten
Importstopp - in der ersten Jahreshälfte zum wichtigsten Abnehmer für
Schweinefleisch aus Deutschland aufgestiegen. Zwischen Januar und
Juni wurden 233 300 Tonnen in die Volksrepublik exportiert, wie das
Statistische Bundesamt mitteilte. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum
haben sich die Ausfuhren mehr als verdoppelt. Sie machen nun einen
Anteil von 26,8 Prozent aller Schweinefleisch-Exporte aus (2019: 12,9
%). China kämpft seit Ende 2018 selbst gegen einen Ausbruch der
Schweinepest und reduzierte eigene Tierbestände.

Die Brandenburger Landesregierung prüft eine Öffnung des Gebiets, in
dem eine landwirtschaftliche Nutzung verboten ist. Rund um den ersten
Fundort des toten Wildschweins mit Schweinepest ist ein gefährdetes
Gebiet mit Radius von bis zu 25 Kilometern abgegrenzt, in dem
Restriktionen gelten. Die Nutzung land- und forstwirtschaftlicher
Flächen ist verboten. Eine Kernzone darf zudem nicht betreten werden.

«Das Getreide steht auf den Feldern, Gülle muss ausgefahren werden»,

sagte Agrarminister Axel Vogel (Grüne). Am Donnerstag sei ein Treffen
der Kreisbauernverbände mit örtlichen Landwirten geplant: «Dabei soll

besprochen werden, wie gegebenenfalls weiter gearbeitet werden kann.»