Schweinepest: Weitere Verdachtsfälle - Landwirte in großer Sorge

Es gibt weitere Verdachtsfälle auf Afrikanische Schweinepest in
Brandenburg. Die Landwirte sind in großer Sorge. Bauern und Jäger
rufen zu verstärkter Jagd auf.

Potsdam (dpa) - In Brandenburg gibt es weitere Verdachtsfälle auf
Afrikanische Schweinepest - noch stehen die Ergebnisse über eine
Infektion aber aus. Bei Neuzelle im Landkreis Oder-Spree seien am
Mittwoch fünf weitere Wildschweinkadaver entdeckt worden, sagte
Kreissprecher Mario Behnke. Proben seien ins Landeslabor zur
Untersuchung gesandt worden.

Nach dem deutschlandweit ersten Fall der Tierseuche in Schenkendöbern
im Landkreis Spree-Neiße nahe der polnischen Grenze wurden bereits
fünf tote Wildschweine in der Nähe von Neuzelle gefunden, bei denen
das Landeslabor Berlin-Brandenburg die Schweinepest feststellte. Das
nationale Labor, das Friedrich-Loeffler-Institut, prüft diese Fälle.

Dazu kamen nun noch die fünf Verdachtsfälle im gleichen Gebiet. Die
Suche nach verendeten Wildschweinen wird verstärkt. Seit Mittwoch
sind nach Angaben des Landkreises 45 Mitarbeiter der Forstwirtschaft
sowie Jäger um den Fundort des ersten Kadavers auf Fallsuche
unterwegs. Für Menschen ist die Seuche ungefährlich, aber die Tiere
stecken sich untereinander an und sterben.

Die Landwirte sind in großer Sorge vor wirtschaftlichen Folgen. Die
Stimmung in den Betrieben sei angespannt, die wirtschaftlichen
Probleme der bedrohten Betriebe seien noch nicht absehbar, sagte der
Präsident des Brandenburger Bauernverbandes, Henrik Wendorff, der
Deutschen Presse-Agentur. Er forderte von anderen Bundesländern und
den EU-Staaten Unterstützung im Kampf gegen die Seuche. «Wir haben
hier die Pufferzone. Um ein Ausbreiten der Seuche zu verhindern,
brauchen wir die Solidarität der anderen Länder», sagte Wendorff. Es

dürfe nicht dazu kommen, dass Hausschweinbestände infiziert werden.
«Das ist jetzt die größte Herausforderung.»

Der Deutsche Jagdverband (DJV) und der Deutsche Bauernverband (DBV)
sprachen sich für eine intensive Bejagung in Gebieten aus, die von
Ausbrüchen betroffen sind, wie auch entlang der deutsch-polnischen
Grenze. Damit sollten die Bestände von Wildschweinen weitestgehend
reduziert werden, teilten beide Verbände mit. Landwirte müssten die
konsequente Bejagung von Schwarzwild mit Hilfe von Bejagungsschneisen
unterstützen. Die Umweltschutzorganisation WWF warnte, eine Jagd sei
kein Allheilmittel. Die Verschleppung durch Gegenstände oder
Lebensmittel sei bedeutender.

Wegen der Schweinepest haben wichtige Abnehmerländer deutsche
Schweinefleisch-Einfuhren verboten. China ist - vor dem verhängten
Importstopp - in der ersten Jahreshälfte zum wichtigsten Abnehmer für
Schweinefleisch aus Deutschland aufgestiegen. Zwischen Januar und
Juni wurden 233 300 Tonnen in die Volksrepublik exportiert, wie das
Statistische Bundesamt mitteilte. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum
haben sich die Ausfuhren mehr als verdoppelt. Sie machen nun einen
Anteil von 26,8 Prozent aller Schweinefleisch-Exporte aus (2019: 12,9
%). China kämpft seit Ende 2018 selbst gegen einen Ausbruch der
Schweinepest und reduzierte eigene Tierbestände.

Die Brandenburger Landesregierung prüft eine Öffnung des Gebiets, in
dem eine landwirtschaftliche Nutzung verboten ist. Rund um den ersten
Fundort des toten Wildschweins mit Schweinepest ist ein gefährdetes
Gebiet mit Radius von bis zu 25 Kilometern abgegrenzt, in dem
Restriktionen gelten. Die Nutzung land- und forstwirtschaftlicher
Flächen ist verboten. Eine Kernzone darf zudem nicht betreten werden.

«Das Getreide steht auf den Feldern, Gülle muss ausgefahren werden»,

sagte Agrarminister Axel Vogel (Grüne). Am Donnerstag sei ein Treffen
der Kreisbauernverbände mit örtlichen Landwirten geplant: «Dabei soll

besprochen werden, wie gegebenenfalls weiter gearbeitet werden kann.»