Fünf-Jahres-Plan der WHO Europa verabschiedet

Selten stand die Weltgesundheitsorganisation so sehr im Fokus wie im
Corona-Jahr 2020. Das WHO-Regionalbüro Europa blickt nun gemeinsam
mit den Mitgliedstaaten darauf, was aus der Pandemie gelernt werden
kann. Die Vision für die kommenden Jahre steht.

Kopenhagen (dpa) - Die europäische Region der
Weltgesundheitsorganisation WHO hat sich ein Arbeitsprogramm für die
kommenden fünf Jahre gegeben. Die 53 Mitgliedstaaten der WHO Europa
nahmen das Programm mit dem Titel «United Action for Better Health in
Europe» (Gemeinsam für mehr Gesundheit in Europa) am Montag ohne
Einwände auf der Jahresversammlung der in Kopenhagen ansässigen
Organisation an.

Darin wird die Vision für die Jahre 2020 bis 2025 skizziert, wie die
Staaten zu den globalen Zielen einer universellen
Gesundheitsversorgung, zum besseren Schutz vor gesundheitlichen
Notlagen sowie zur Sicherstellung eines gesunden Lebens für alle
Menschen unabhängig vom Alter beitragen können.

Zentral sei die Prämisse, dass niemand zurückgelassen werden dürfe,
unterstrich WHO-Regionaldirektor Hans Kluge. Zur Zukunft seiner
Organisation machte er drei Grundpfeiler aus: Man wolle direkten
Kontakt mit allen 53 Mitgliedstaaten halten, um im Bedarfsfall
zielgerichtet reagieren zu können, sowie die Kooperation mit anderen
Organisationen in der Region stärken. Außerdem solle das Regionalbüro

umstrukturiert werden.

Aufgrund der Corona-Pandemie findet die noch bis Dienstag laufende
70. Versammlung der Regionalorganisation digital und mit reduziertem
Programm statt. Zugeschaltet sind dabei Gesundheitsminister und
andere hochrangige Vertreter aus allen 53 Mitgliedstaaten der Region
sowie Repräsentanten verschiedener Partnerorganisationen.

Europa war im Frühjahr besonders hart von der Pandemie getroffen
worden, besonders Länder wie Italien und Spanien. Zeitweise gingen
mehr als die Hälfte der Infektions- und Todesfälle auf die
europäische Region zurück. Dieser Anteil an den weltweiten Fallzahlen

sank mittlerweile deutlich - laut Kluge auf etwa 25 Prozent bei den
Todesfällen in Verbindung mit Covid-19 und 17 Prozent bei den
Infektionen. Seit Pandemiebeginn starben in der Region demnach bis
Sonntag rund 225 000 Menschen im Zusammenhang mit Covid-19, bei knapp
4,8 Millionen Menschen wurde eine Infektion nachgewiesen.

«Covid-19 hat die Schwächen und Stärken der europäischen Gesellscha
ft
ans Licht gebracht. Es hat die Realität unserer Gesundheitssysteme
unverblümt offenbart», resümierte Kluge. Die Lektionen, die man in
der Pandemie gelernt habe - etwa Wege aus einem nationalen Lockdown -
seien dabei nicht bloß für die Zukunft wichtig, sondern bereits
heute. «Wir müssen Lektionen für die Gegenwart lernen.»

WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus wies darauf hin, dass
die durchschnittliche Zahl täglicher Neuinfektionen in Europa heute
höher sei als während der ersten Hochphase im März. Derzeit gebe es
glücklicherweise relativ wenige Covid-19-Todesfälle. «Aber jeder Tod

ist eine Tragödie.»