Grüne zu Moria: Berlin muss Griechen verlässliches Angebot machen

Berlin (dpa) - Grünen-Chefin Annalena Baerbock fordert von der
Bundesregierung und anderen EU-Ländern ein ernst gemeintes Angebot an
Griechenland, Migranten aufzunehmen. Ein Grund, dass die griechische
Regierung die Menschen aus dem abgebrannten Lager Moria nicht aufs
Festland holen wolle, seien nicht eingehaltene Zusagen der
Vergangenheit, sagte Baerbock am Montag in Berlin. «Die Griechen
wollen nicht nochmal im Regen stehen gelassen werden.» Es müsse jetzt
«ein Angebot von Deutschland geben, inklusive andere europäischer
Partner, das verlässlich ist, das verbindlich ist», forderte sie. Für

einen Verteilmechanismus für die Zukunft brauche es ebenfalls eine
Zusage.

Für die akute Notversorgung sollten die Menschen aus Baerbocks Sicht
«zum Beispiel auf Kreuzfahrtschiffe verteilt werden», wo auch
angesichts der Corona-Pandemie verhindert werden könne, dass sich
alle durchmischen. Ein «geschlossenes Lage» sei dagegen «der absolut

falsche Weg», weil dadurch das alte Problem, dass zu viele Menschen
auf engstem Raum eingesperrt seien, fortgesetzt werde.

Nicht nur die Menschen aus dem Lager Moria auf Lesbos, sondern auch
die von den anderen Inseln müssten aus den Lagern geholt werden,
forderte Baerbock, denn auch dort gebe es überfüllte Lager. Warnungen
vor einem Chaos wie im Jahr 2015, als sehr viele Flüchtlinge nach
Deutschland kamen, seien «vollkommen falsch». Strukturen stünden
bereit, man könne sie nutzen.

Griechenland will die Migranten trotz der schwierigen Situation auf
Lesbos nicht zum Festland bringen oder gar gruppenweise nach
Deutschland schicken - jedenfalls nicht ohne positiven Asylbescheid.
Zuvorderst steht die Befürchtung, es könne sich eine Art
«Moria-Taktik» entwickeln und Migranten legen auch in anderen Lagern
Feuer. Entsprechend hart sind die Ansagen aus Athen, etwa des
stellvertretenden Migrationsministers Giorgos Koumoutsakos: «Wer
denkt, er könne zum Festland und dann nach Deutschland reisen, der
soll es vergessen», sagte er nach dem Brand in Moria. «Mach es wie in
Moria» dürfe nicht zum Slogan werden, warnt auch der Asylbeauftragte
Manos Logothetis.