Tausende bei Corona-Protesten in mehreren Städten - wenige Festnahmen

Unter strengen Auflagen protestieren wieder Tausende gegen die
staatliche Corona-Politik. In München kommt es zu Festnahmen. Größere

Zwischenfälle bleiben aber aus.

München/Hannover/Wiesbaden (dpa) - In mehreren deutschen Städten
haben am Wochenende wieder Tausende weitgehend friedlich gegen die
staatlichen Corona-Maßnahmen demonstriert. Allein in München nahmen
nach Schätzungen der Polizei am Samstag etwa 10 000 Menschen an einer
Kundgebung teil - doppelt so viele wie von den Veranstaltern der
Initiative «Querdenken 089» angemeldet. Es gab mehrere Festnahmen und
mehr als 100 Anzeigen. In Hannover und Wiesbaden gingen ebenfalls
Hunderte auf die Straße, um Eingriffe in Grundrechte und staatliche
Willkür zu beklagen.

In München hatten zuvor bereits an einem Demonstrationszug durch die
Innenstadt deutlich mehr Menschen teilgenommen als erlaubt: bis zu
3000 statt 500. Offensichtlich rechtsextreme Teilnehmer seien nicht
dabei gewesen, sagte ein Polizeisprecher. Auch Reichskriegsflaggen
seien keine gesichtet worden. Weil die Teilnehmerzahl so deutlich
überschritten wurde und viele die Maskenpflicht ignorierten, wurde
der Zug von der Polizei gestoppt.

Die Veranstalter baten die Teilnehmer dann, sich zur Hauptkundgebung
auf der Theresienwiese zu versammeln. Auf der dortigen Bühne
forderten Redner Liebe, Freiheit und die Aufhebung der Immunität von
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Zudem müsse Bayerns
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) vom Verfassungsschutz beobachtet
werden. Auch der ehemalige Fernsehpfarrer Jürgen Fliege trat als
Redner auf.

Mehrere Menschen wurden festgenommen. «Die Zahl der Festnahmen lag im
unteren zweistelligen Bereich», sagte ein Sprecher des
Polizeipräsidiums am Sonntag. Ob es sich um Teilnehmer der
Kundgebungen oder Gegendemonstranten handelte, blieb offen. Dazu
nahmen Beamte mehr als 120 Anzeigen auf. In rund 100 Fällen sei es um
Verstöße gegen die Corona-Maßnahmen wie Abstandsregeln gegangen.
Zudem gab es mehr als 20 Anzeigen wegen Widerstands gegen
Vollstreckungsbeamte, Beleidigung, Körperverletzung und Verstößen
gegen das Versammlungsgesetz.

In Hannover protestierten am Samstag nach Angaben der Polizei etwa
1100 Menschen gegen die Corona-Maßnahmen, darunter auch Mütter einer
Initiative «Eltern stehen auf». Kinder seien die Leidtragenden der
Einschränkungen, sagte eine Teilnehmerin. Eine andere Rednerin sprach
von einer «Fake-Pandemie». Der «Walk to freedom» («Gang zur
Freiheit») war von einer privaten Initiative angemeldet. An
Gegenkundgebungen nahmen insgesamt etwa 800 Menschen teil.

Vor dem Landtag hatten sich vorsorglich Polizisten postiert, um zu
verhindern, dass Demonstrationsteilnehmer in das Gebäude gelangen.
Bei einer Demonstration in Berlin Ende August hatten 300 bis 400
Demonstranten Absperrgitter am Reichstagsgebäude überrannt und sich
vor dem Besuchereingang aufgebaut. Nach Polizeiangaben blieb es aber
in Hannover weitgehend friedlich. In Wiesbaden kamen zu einer
Protestaktion deutlich weniger Teilnehmer als erlaubt. Die Polizei
sprach von etwa 150 Menschen. Angemeldet waren bis zu 3000.