Strengreligiöser Minister Israels tritt wegen Corona-Lockdowns zurück

Tel Aviv (dpa) - Angesichts eines geplanten Corona-Lockdowns während
der jüdischen Feiertage ist ein strengreligiöser israelischer
Minister am Sonntag zurückgetreten. Wohnungsminister Jakov Litzman
von der Partei Vereinigtes Tora-Judentum erklärte seinen Rücktritt
kurz vor einer Regierungssitzung. Dort sollte über neue
Sperrmaßnahmen entschieden werden. Der ehemalige Gesundheitsminister
Litzman ist ein wichtiger Koalitionspartner des rechtskonservativen
Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu.

Die Anzahl der Neuinfektionen in Israel ist zuletzt dramatisch
gestiegen. An vier Tagen in Folge wurden in der abgelaufenen Woche
jeweils Rekordwerte verzeichnet. Das Gesundheitsministerium teilte am
Sonntag mit, am Vortag seien 2651 neue Fälle registriert worden. Dies
ist eine vergleichsweise hohe Zahl für den jüdischen Ruhetag, an dem
stets weniger getestet wird. Die Zahl der Fälle seit Beginn der
Pandemie hat inzwischen 150 000 überschritten, 1103 Menschen sind
nach einer Infektion gestorben.

Am Donnerstag hatte Israels Corona-Kabinett erneut striktere
Ausgangsbeschränkungen beschlossen. Der Drei-Phasen-Plan muss noch
von der Regierung gebilligt werden. Die Entscheidung des
Corona-Kabinetts sieht zunächst zweiwöchige landesweite
Ausgangsbeschränkungen vor.

Die Menschen dürfen sich demnach von Freitagmorgen an nicht weiter
als 500 Meter von ihrem Zuhause entfernen. Am Freitagabend beginnt
das jüdische Neujahrsfest. Schule und Kindergärten sollen in der
ersten Phase geschlossen werden, ebenso wie Restaurants und
Geschäfte. Gebete sollen nur sehr eingeschränkt erlaubt werden.

In einer zweiten Phase sollen die Beschränkungen etwas gelockert
werden, anschließend ist eine Rückkehr zu den bisher geltenden
Beschränkungen geplant, falls die Infektionszahlen wie erhofft
sinken.

Am Samstagabend kam es in Jerusalem und anderen Orten wieder zu
Demonstrationen gegen Netanjahu und neue Corona-Beschränkungen. Die
Corona-Krise hat der Wirtschaft des Landes bereits schwer zugesetzt.
Die Arbeitslosigkeit lag im Sommer bei mehr als 20 Prozent.