Jede dritte Blutvergiftung hierzulande endet tödlich

Berlin (dpa) - Jedes Jahr sterben in Deutschland rund 95 000 Menschen
an einer Blutvergiftung. Bei aktuell knapp über 300 000 Fällen endet
damit etwa jede dritte Sepsis tödlich, wie das Redaktionsnetzwerk
Deutschland unter Berufung auf eine Antwort des
Gesundheitsministeriums auf eine Linken-Anfrage berichtet. Anlass ist
der Welt-Sepsis-Tag an diesem Sonntag.

Ohne aktuelle Zahlen zu nennen, räumt die Regierung dem Bericht
zufolge ein, dass die Sterblichkeit bei Sepsis in Deutschland höher
liegt als in anderen Industriestaaten. 2017 hatte ein Bündnis aus
Betroffenen, Fachgesellschaften und Experten laut RND angegeben, dass
die Todesfall-Rate in Deutschland um 10 bis 20 Prozent über der in
den USA, Großbritannien oder Australien liegt.

Die Linken-Gesundheitspolitikerin Pia Zimmermann kritisierte, das
Ministerium weigere sich, «erste einfache Schritte zur Senkung der
Sepsis-Sterblichkeit einzuleiten». Andere Länder wie Australien, die
USA und England seien hier weiter. Gesundheitsminister Jens Spahn
(CDU) breche seine im Amtseid eingegangene Verpflichtung, Schaden von
der Bevölkerung abzuwenden, sagte sie dem Blatt.

Weltweit sterben laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) jedes Jahr
rund elf Millionen Menschen an Sepsis, darunter fast drei Millionen
Kinder. Das Syndrom, das früher vereinfachend als Blutvergiftung
bekannt war, entstehe in vielen Fällen im Krankenhaus.

Sepsis kann nicht nur durch eine Blutinfektion ausgelöst werden,
sondern häufig auch durch Durchfall, Lungenerkrankungen oder
Tropenkrankheiten. Wenn das Immunsystem dann überreagiert, kann das
zu multiplem Organversagen und damit zum Tod führen. Auch wer an
einer schlimmen Form von Covid-19 leidet, hat laut WHO ein höheres
Risiko, eine Sepsis zu bekommen. Selbst wer sie überstehe, müsse mit
lebenslangen Folgen rechnen.