Ruhani: Erneuter Lockdown im Iran wäre «Kapitulation» vor Corona

Teheran (dpa) - Ein von Gesundheitsexperten im Iran geforderter
erneuter Lockdown wäre nach den Worten von Präsident Hassan Ruhani
eine «Kapitulation» vor der Corona-Pandemie. «Der Gesundheit wegen
nun alles abzuschließen und zu verbieten wäre nicht rational (...).
Ständig nur Lockdown wäre eine Art Kapitulation vor Corona», sagte
Ruhani am Samstag. Er plädierte im Staatsfernsehen erneut für eine
Öffnung des Landes unter Einhaltung der Hygienevorschriften als die
einzig realistische Lösung während der Pandemie. 

Ruhani steckt seit Monaten wegen der Corona-Krise in einer
Zwickmühle. Einerseits muss er auf die Warnungen der
Gesundheitsexperten, auch innerhalb seiner eigenen Regierung, hören,
andererseits kann er auch die Wirtschaft nicht ignorieren. Wegen der
US-Sanktionen steckte der Gottesstaat schon vor dem Corona-Ausbruch
Ende Februar in einer Wirtschaftskrise. Die Pandemie hat diese noch
weiter verschärft. Die nationale Währung Rial büßte Devisenmaklern

zufolge zwei Drittel ihres Werts ein. Fast alle Wirtschaftsbranchen
sind von der Corona-Krise betroffen. 

Die weiterhin hohen Fallzahlen bestätigen jedoch die Warnungen der
Gesundheitsexperten. Binnen 24 Stunden waren im Iran zuletzt erneut
116 Patienten infolge einer Covid-19-Erkrankung gestorben, es gab
2139 registrierte Neuinfektionen. Nach Angaben des
Gesundheitsministeriums vom Samstag liegt die aktuelle Zahl der
Corona-Toten bei über 23 000, die der bisher nachgewiesenen
Infektionen bei fast 400 000.