Corona-Regeln in Rheinland-Pfalz werden behutsam gelockert

Die bereits 11. Verordnung im Kampf gegen die Pandemie tritt kommende
Woche in Kraft. Bei Veranstaltungen werden mehr Besucher erlaubt.
Erleichterungen gibt es auch für Kinos und Einzelhandel.

Mainz (dpa/lrs) - Landesregierung und Kommunen in Rheinland-Pfalz
haben am Freitag eine gemeinsame Herbst-Strategie im Kampf gegen die
Corona-Pandemie beschlossen, die einige bisherige Regeln behutsam
lockert. «Die Menschen haben einen guten Umgang mit der
Corona-Pandemie gefunden», sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer
(SPD) nach einer Kabinettssitzung am Freitag in Mainz. Es sei trotz
der vielen Einschränkungen von Freiheitsrechten ein «großes Verdienst

der Bevölkerung», dass so etwas wie Alltag in der Pandemie
eingetreten sei.

Die 11. Corona-Bekämpfungsverordnung tritt am kommenden Mittwoch in
Kraft und soll voraussichtlich bis Ende Oktober gelten. Zu den
wichtigsten Änderungen gehören diese Regelungen:

- Veranstaltungen in Innenräumen können grundsätzlich von bis zu 250

Menschen besucht werden, im Freien liegt die neue Höchstgrenze bei
500 Teilnehmern. Bisher waren Veranstaltungen im Freien mit maximal
350 Teilnehmern zulässig, in Innenräumen mit höchstens 150
Anwesenden.

- Bei Veranstaltungen in großen Hallen, Sälen oder Stadien kann jeder
zehnte Platz besetzt werden, wenn ein gesondertes Hygienekonzept
vorgelegt wird. Dies gilt auch für Fußballspiele. Dabei sollten
möglichst nur Sitzplätze vergeben werden, sagte Dreyer (SPD). Die
letzte Entscheidung liege beim Gesundheitsamt vor Ort.

- Gibt es etwa in Kinos oder auch in Kirchen eine feste Bestuhlung,
reicht es für den Abstand, wenn jeweils ein Platz zwischen Besuchern
frei bleibt. Dies gilt auch für Kulturveranstaltungen mit einem
festen Sitzplan.

- Im Einzelhandel darf eine Person pro fünf Quadratmeter
Verkaufsfläche zugelassen werden. Bisher galt dies für jeweils zehn
Quadratmeter. Dies sei eine wichtige Erleichterung, sagte der
Vorsitzende des Städtetags Rheinland-Pfalz, der Mainzer
Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD). «Der Handel leidet, die
Vitalität unserer Städte ist durchaus gefährdet.»

- Die Fastnachtshochburgen können am 11.11. den Start des Karnevals
feiern. Veranstaltungen zu diesem Tag seien unter Einhaltung der
bestehenden Corona-Bestimmungen möglich, sagte Dreyer. «Fastnacht ist
in Rheinland-Pfalz genauso wie Ostern und Weihnachten ein fester
Eintrag in unserem Kalender.» Dennoch sei klar, dass eine
traditionelle Fastnacht im kommenden Jahr nicht möglich sei. In
Sitzungen stundenlang eng zusammenzusitzen und zu schunkeln, sei
nicht mehr vorstellbar. «Das ist einfach ausgeschlossen unter der
jetzigen Situation.»

- Die traditionellen Weihnachtsmärkte sollen auf größere Räume
ausgeweitet werden. «Wir können uns vorstellen, dass es kleine
Weihnachtsdörfer gibt mit Kontakterfassung und Personenbegrenzung»,
sagte die Ministerpräsidentin. Ebenso könne es eine Weihnachtsstadt
geben mit auf mehrere Straßen verteilten Ständen und Fahrgeschäften.

Dies sei auch ein Signal an die unter der Corona-Krise besonders
leidenden Schausteller.

Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler betonte, es sei
unbedingt erforderlich, dass sich die Menschen weiter an die
«AHA-Regeln» hielten: «Abstand, Hygiene und Alltagsmaske sind und
bleiben die wichtigsten Maßnahmen, um Ansteckungen zu verhindern.»
Wenn jemand nachlässig werde, gefährde er oder sie andere. Die
Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz behandelten zurzeit 25
Covid-19-Patienten, davon fünf auf Intensivstationen und drei mit
künstlicher Beatmung.

Zur Frage des Besuchs von Fußballspielen und großen
Hallenveranstaltungen sagte Dreyer, bundesweit gebe es noch
unterschiedliche Meinungen. Ein Teil der Länder könne sich auch eine
Belegung bis zu 20 Prozent der Stadien oder Hallen vorstellen. «Zehn
Prozent finden wir angemessen, damit zu starten.» Wenn es bundesweit
eine Verständigung auf 20 Prozent gebe, werde die neue Verordnung
kurzfristig entsprechend angepasst.

Das Virus Sars-CoV-2 trat Ende Februar erstmals in Rheinland-Pfalz
auf. Im März infizierten sich mehr als 2800 Menschen im Bundesland.
Diese Zahl bestätigter Infektionen stieg im April um 113 Prozent.
Danach beruhigte sich die Situation etwas: So gab es im Mai eine
Zunahme um 10,7 Prozent und im Juni um 4,5 Prozent. Danach verstärkte
sich das Ausmaß der Neuinfektionen wieder: Im Juli stieg ihre Zahl um
7,4 Prozent, im August um 20,8 Prozent.