Flucht aus New York: Corona lässt Manhattans Wohnungsmarkt einbrechen

New York ist traditionell als Wohnort begehrt, doch die Pandemie
vertreibt die Menschen in Scharen. Darunter ächzt der Wohnungsmarkt:
In Manhattan nimmt der Leerstand trotz fallender Mieten kräftig zu.

New York (dpa) - Die Corona-Krise macht es für Wohnungsbesitzer in
der US-Metropole New York immer schwieriger, Mieter zu finden. Obwohl
die Preise in Manhattan während der Pandemie rapide gesunken sind,
gab es zuletzt so viele unvermietete Apartments wie seit Jahren nicht
mehr. Die Leerstandsquote stieg im August verglichen mit dem Vorjahr
von 1,95 auf 5,1 Prozent, wie ein neuer Marktbericht des
Immobilienvermittlers Douglas Elliman Real Estate am Donnerstag
(Ortszeit) zeigte. Die Anzahl offener Inserate lag demnach mit 15 025
Wohnungen fast dreimal so hoch wie vor einem Jahr. Es ist der höchste
Wert, der seit Beginn der Datenreihe vor 14 Jahren gemessen wurde.

Analyst Jonathan Miller, der die Studie erstellt hat, macht die
Corona-Pandemie für den kräftigen Anstieg verantwortlich. Ohne die
kulturellen Vorzüge wie die berühmte Gastronomie oder Kunstszene
verliere Manhattan stark an Reiz, erklärte der Marktexperte im New
Yorker Immobilien-Blog «The Real Deal» mit Blick auf den monatelangen
Lockdown. Wenn dieser Faktor fehle, sinke die Bereitschaft, viel Geld
für relativ wenig Wohnraum auszugeben, und viele Menschen wanderten
aus. Laut Auswertungen von Handy-Daten haben im Zuge der verheerenden
Corona-Welle im März Hunderttausende New York City verlassen.

Die Folgen dieser Entwicklung hinterlassen am Immobilienmarkt tiefe
Spuren. Die gesunkene Nachfrage nach Apartments hat bereits zu
starken Preisnachlässen geführt. So lagen die Mieten in Manhattan der
Studie von Douglas Elliman zufolge im vergangenen Monat unterm Strich
im Schnitt um 7,7 Prozent niedriger als vor einem Jahr. 54 Prozent
der Vermieter seien zu Zugeständnissen wie der Übernahme von
Maklergebühren oder dem Erlass von Monatsmieten bereit, um ihre
Wohnungen loszuwerden. Solche Anreize wären zumindest in gefragteren
Gegenden Manhattans in normalen Zeiten so gut wie undenkbar.

Trotz der starken Rabatte bleibt New Yorks am dichtesten besiedelter
Bezirk im internationalen Vergleich sehr teuer und ist auch für viele
Menschen aus dem Großraum der Metropole nach wie vor alles andere als
ein Schnäppchen. Die durchschnittliche Monatsmiete für ein
sogenanntes Studio - eine Einraumwohnung mit Einbauküche oder
Kochnische - fiel im August zwar um 8,6 Prozent, betrug aber immer
noch 2574 Dollar. Dass die pandemiebedingte Abwanderung so stark auf
den Wohnungsmarkt durchschlägt, liegt auch an dessen
Schnelllebigkeit. Anders als in Deutschland sind langfristige
Mietverträge unüblich, oft bleiben sie auf ein Jahr begrenzt.