Erster Schweinepest-Fall in Deutschland: Agrarministerin mahnt

Nach dem ersten Nachweis der Afrikanischen Schweinepest in
Deutschland ruft Agrarministerin Otte-Kinast zur Vorsicht auf. Im
Schweineland Niedersachsen fürchten die Halter die wirtschaftlichen
Folgen.

Hannover (dpa/lni) - Nach dem ersten Nachweis der Afrikanischen
Schweinepest (ASP) in Deutschland hat Landwirtschaftsministerin
Barbara Otte-Kinast (CDU) zu erhöhter Vorsicht aufgerufen. «Wir sind
in höchster Alarmbereitschaft und müssen nun noch wachsamer sein, um
zu verhindern, dass sich die Afrikanische Schweinepest nach
Niedersachsen ausbreitet», sagte Otte-Kinast am Donnerstag in
Hannover. Das Land sei aber auf den Ernstfall gut vorbereitet.
Schweinehalter, Jäger, Viehhändler und Transportunternehmen seien
sensibilisiert und Vorkehrungen für den Seuchenfall getroffen worden.

Die wirtschaftlichen Konsequenzen für die rund 5300 Schweinehalter in
Niedersachsen mit rund 8,3 Millionen Tieren ließen sich noch nicht
abschätzen. Es bestehe aber die berechtigte Sorge, dass bestimmte
Drittländer außerhalb der EU Handelsbeschränkungen für
Schweinefleisch aus Deutschland verhängen. Bei den Schweinehaltern
wächst in diesem Zusammenhang die Sorge.

«Ein ASP-infiziertes Wildschwein in Deutschland hat grundsätzlich
Folgen für alle Schweinebauern in ganz Deutschland», sagte der
Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Schweinehalter
Deutschlands, Torsten Staack, aus Damme bei Osnabrück der Deutschen
Presse-Agentur. Wie stark die wirtschaftlichen Folgen ausfielen,
hänge maßgeblich davon ab, inwieweit Märkte geöffnet blieben. «In

Europa ist das klar der Fall. Bislang ist aber noch unklar, wie sich
Abnehmer in Drittlandsmärkten - also insbesondere China - verhalten»,
sagte Staack.

Die für Menschen ungefährliche Tierseuche wurde bei einem toten
Wildschwein in Brandenburg nachgewiesen, wie Bundesagrarministerin
Julia Klöckner (CDU) am Donnerstag in Berlin mitteilte. Der Kadaver
des Wildschweins war wenige Kilometer von der deutsch-polnischen
Grenze entfernt im Landkreis Spree-Neiße gefunden worden. Damit
verliert Deutschland den Status als «seuchenfrei». Nun können
Exportstopps für Schweinefleisch ins Nicht-EU-Ausland drohen.

Die Schweinezüchter fordern nun, den Fokus auf die Eindämmung der
Schweinepest zu legen. «Es muss alles dafür getan werden, dass sich
die Schweinepest nicht weiter ausweitet», sagte Staack. Mit
Krisenplänen und Übungen habe man sich in den vergangenen Jahren auf
den Krisenfall einstellen können. «Da fängt man jetzt nicht bei Null

an», sagte Staack. «Wir haben den Eindruck, dass wir in Deutschland
daher gut aufgestellt sind.» Die Interessengemeinschaft der
Schweinehalter Deutschlands mit Sitz im niedersächsischen Damme
(Kreis Vechta) vertritt nach eigenen Angaben rund 11 000 Mitglieder.

Die agrarpolitische Sprecherin im Landtag, Miriam Staudte,
kritisierte im Zusammenhang mit der Afrikanischen Schweinepest die
Exportorientierung der niedersächsischen Fleischindustrie, die
Ministerin Otte-Kinast noch verstärkt hat. «Statt auf Billigfleisch
für den Weltmarkt zu setzen, wäre es klüger, regional gutes Fleisch
zu erzeugen und dies auch regional zu vermarkten.»