Minister Albrecht: Schweinepest-Risiko auch für Schleswig-Holstein

Schleswig-Holstein sieht sich gewappnet gegen die Afrikanische
Schweinepest: Landwirtschaftsminister Albrecht und der Bauernverband
verweisen auf jahrelange Vorbereitungen für den Ernstfall. In
Brandenburg wurde jetzt erstmals ein befallener Kadaver gefunden.

Kiel (dpa/lno) - Schleswig-Holstein hat sich laut
Landwirtschaftsminister Jan Philipp Albrecht auf mögliche Fälle der
Afrikanischen Schweinepest (ASP) intensiv vorbereitet.
«Länderübergreifend haben wir unter anderem mehrfach
Tierseuchenübungen zur Vorbereitung auf einen Seuchenfall
durchgeführt», sagte der Grünen-Politiker am Donnerstag in Kiel.
Zuvor war in Brandenburg nahe der polnischen Grenze erstmals in
Deutschland an einem toten Wildschwein die für Menschen ungefährliche
Tierseuche nachgewiesen worden. In Osteuropa grassiert sie schon
länger. In Schleswig-Holstein gibt es dem Ministerium zufolge aktuell
keine Hinweise auf die Seuche, die bei Schweinen fast immer tödlich
verläuft. Einen Impfstoff gibt es nicht. Für Menschen ist
die Krankheit ungefährlich.

«Der erste Fall der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland stellt
eine große Herausforderung dar, die angesichts der Situation in
unseren bereits stark betroffenen europäischen Nachbarländern jedoch
erwartet werden musste», sagte Albrecht. «Bund und Länder müssen
jetzt entschlossen handeln und die erforderlichen Maßnahmen im
Seuchenfall konsequent und zügig umsetzen, um eine weitere
Ausbreitung zu verhindern.»

Albrecht rief die Schweinehalter auf, die geltenden
Sicherheitsmaßnahmen in den Betrieben einzuhalten. «Obwohl der
positive Fund in Brandenburg noch weit von uns entfernt ist, besteht
das Risiko eines Eintrages nach Schleswig-Holstein.» Albrecht
kündigte an, das vom Land mit Kreisen und kreisfreien Städten
vereinbarte Maßnahmenpaket und die Prävention vor der Seuche weiter
entschlossen umzusetzen. Laut Ministerium halten im Land etwa 800
Betriebe rund 1,4 Millionen Schweine.

Albrecht appellierte an die Jäger, Schwarzwild weiterhin intensiv zu
bejagen. Die Begrenzung dieser Bestände sei ein wichtiger Baustein,
um die Ausbreitung der Tierseuche zu verhindern. Und wenn jedes tot
gefundene Wildschwein untersucht werde, könne die Seuche früh erkannt
werden. Nur so könnten die Behörden rechtzeitig Maßnahmen einleiten
und die Seuche an einer Ausbreitung hindern.

Jäger können gefundene Tierkadaver kostenlos an Sammelplätzen
abgeben, die im Land seit 2018 eingerichtet wurden. Für Beprobung und
Entsorgung gibt es eine Aufwandsentschädigung von 50 Euro. Wer
vermehrt Fallwild entdecke, sollte umgehend das Veterinäramt
informieren, sagte Albrecht.

Der Bauernverband Schleswig-Holstein forderte vorbeugende
Schutzmaßnahmen. Die bundesweiten und grenzüberschreitenden
Präventionsmaßnahmen müssten weiter verstärkt werden, «um eine
Verschleppung des Virus in Wildschwein- oder Hausschweinpopulationen
in andere Regionen zu vermeiden», sagte eine Verbandssprecherin. Die
Bewertung der Situation in Brandenburg und die Vermeidung einer
Verschleppung habe nun erst einmal Priorität.

Der Bauernverband beschäftige sich bereits seit vier Jahren mit einem
Krisenszenario. Die Landwirte seien gemeinsam mit der Branche und den
Behörden nicht untätig gewesen. «Insofern stehen Möglichkeiten zur

Verfügung, die eine Einschleppung in Hausschweinebetriebe
unwahrscheinlich machen.» Es sei dennoch weiterhin unabdingbar, dass
sich schweinehaltende Betriebe mit Fragen der Betriebshygiene
intensiv auseinandersetzen und in ihrer Wachsamkeit nicht nachlassen.

«Die Lage für unsere Landwirte ist bedrohlich», sagte der
agrarpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Oliver Kumbartzky.
«Trotzdem dürfen wir in Schleswig-Holstein nicht in Panik verfallen,
sondern müssen mit allen Akteuren zielgerichtet die vorbereiteten
Präventionsmaßnahmen intensivieren.» Für die Landwirte gelte: «Je
der
Betrieb kann etwas gegen ASP tun! Sie müssen das Risiko der
Seuchenausbreitung in ihren Betrieben soweit wie möglich minimieren
und dadurch sich und andere schützen.» Deshalb sollten jetzt
unbedingt unterstützende Tools wie die ASP-Risikoampel der Uni Vechta
genutzt werden, riet der FDP-Politiker.