Techniker Krankenkasse für schnelleren Ausbau von digitaler Medizin

Im Flächenbundesland Mecklenburg-Vorpommern ist die ländliche
Versorgung ein großes Thema. Dabei könnte die digitale Medizin ein
wichtiger Baustein sein.

Schwerin (dpa/mv) - Die Techniker Krankenkasse fordert einen
verstärkten Ausbau der digitalen Medizin in Mecklenburg-Vorpommern.
«Mit der verbesserten digitalen Kooperation zwischen einzelnen
Kliniken und niedergelassenen Ärzten können unnötige Strukturen
abgebaut werden, um so die knappe Ressource Personal besser auf die
einzelnen Bereiche verteilen zu können», teilte die Krankenkasse am
Mittwoch in Schwerin mit. Zudem könnten Wartezeiten verringert und
Behandlungswege abgekürzt werden.

Die Krankenhäuser in MV würden mit etwa 77 Millionen Euro von einem
Investitionsprogramm des Bundes profitieren. Einen entsprechenden
Gesetzentwurf hatte die Bundesregierung in der Vorwoche auf den Weg
gebracht. Investiert werden kann etwa in moderne
Notfalleinrichtungen, digitale Lösungen wie elektronische
Behandlungsdokumentationen oder Patientenportale und IT-Sicherheit.

Die im Juni an den Start gegangene Enquetekommission des Landtags zur
Zukunft der medizinischen Versorgung in Mecklenburg-Vorpommern hörte
am Mittwoch unter anderem mehrere Krankenkassen zur aktuellen
Situation der Gesundheitsversorgung an.

In der Kommission suchen Abgeordnete gemeinsam mit Fachleuten nach
Wegen, wie die Gesundheitsversorgung in MV auf Dauer sichergestellt
werden kann. Sie besteht aus 21 Mitgliedern und soll im Spätsommer
2021 einen ersten Bericht mit Analysen und Vorschlägen vorlegen.

Die personelle Situation im öffentlichen Gesundheitsdienst sei
angespannt, sagte Manfred Hunz aus dem Gesundheitsministerium im
Schweriner Landtag. Seit 2015 habe sich die Beschäftigtenzahl in den
landesweiten Gesundheitsämtern um mehr als sechs Prozent verringert.


Der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag,
Sebastian Ehlers, wies die Äußerung von AOK-Chef Martin Litsch nach
einem Überangebot an Kliniken in Deutschland indes zurück: «Die
Forderung nach Schließung kleinerer Krankenhäuser blendet die soziale
Funktion, die solche Häuser insbesondere in ländlichen Regionen
zweifelsohne haben, einfach aus. Kleinere Kliniken zu schließen und
die Arbeit Maximalversorgern zu überlassen, halte ich für den
falschen Weg.» Die Grund- und Regelversorgung in einem Flächenland
wie Mecklenburg-Vorpommern könne nicht durch vier Krankenhäuser
aufrechterhalten werden. Werde ein Krankenhaus geschlossen, leide die
Attraktivität einer gesamten Region darunter.

Litsch sieht die Erfahrungen in der Corona-Pandemie als Beleg dafür,
dass jede vierte Klinik in Deutschland nicht notwendig sei. «Die
Pandemie hat gezeigt, dass der Satz aktueller denn je ist», sagte
Litsch dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Dienstag) mit Blick
auf eine Ende 2018 gegebene Einschätzung. «Wir brauchen mehr
Spezialisierung und mehr Zentralisierung.» Gerade in Ballungszentren
bestehe nach wie vor ein Überangebot an Kliniken. Es gehe aber auch
nicht darum, jedes kleinere Krankenhaus gleich zu schließen. Die
Notfall- und Grundversorgung müsse selbstverständlich in der Fläche
gewährleistet werden. «Aber nicht alle Kliniken müssen alles
anbieten», mahnte der AOK-Bundeschef.

Das Gesundheitssystem im ländlich geprägten Mecklenburg-Vorpommern
steht vor großen Herausforderungen. Zuletzt sorgten die Schließung
der Geburtenstation am Mediclin-Krankenhaus Crivitz (Landkreis
Ludwigslust-Parchim) und der Kinderstation am Asklepios-Krankenhaus
Parchim für Schlagzeilen. Das Land Mecklenburg-Vorpommern will mit
einer Bundesratsinitiative eine bessere Finanzierung von
Kinderstationen im ländlichen Raum erreichen.