NordLB: Corona beschleunigt Wandel - Sachsen-Anhalt gut aufgestellt

Wie kommt die Wirtschaft durch die Corona-Krise? Diese Frage wird
seit Monaten diskutiert, für Sachsen-Anhalt hat die Norddeutsche
Landesbank ihre bisherigen Erkenntnisse zusammengetragen.

Magdeburg (dpa/sa) - Die Corona-Krise wird den Strukturwandel in
Sachsen-Anhalt nach Einschätzung der Norddeutschen Landesbank
(NordLB) beschleunigen und sich nicht ganz so negativ auf die
Wirtschaft durchschlagen wie anderswo. Darauf deuten erste
Entwicklungen und Trends starker Branchen im Land hin, wie
NordLB-Regionalexperte Eberhard Brezski am Mittwoch in Magdeburg
sagte.

Die Landesbank stellte eine Studie zu den kurz- und langfristigen
Folgen der Pandemie vor. Er gehe nicht von einer lang anhaltenden
Krise aus, sagte Brezski. Die Erholung der Wirtschaft werde sich aber
voraussichtlich bis 2022 hinziehen. Bisher sei Sachsen-Anhalt
vergleichsweise gut durch die Corona-Krise gekommen.

So lagen beispielsweise die Industrieumsätze im Juni 8,4 Prozent
unter dem Vorjahresniveau und brachen damit weniger stark ein als im
Bundesschnitt (minus 13,9 Prozent). Das liege unter anderem an der im
Land sehr stark vertretenen Nahrungs- und Futtermittelindustrie, die
im gleichen Zeitraum um 10 Prozent zugelegt habe, sagte Brezski.
Zudem verzeichne Sachsen-Anhalt im Ländervergleich bisher den
prozentual geringsten Anstieg bei der Arbeitslosigkeit. 

«Corona verschärft den Strukturwandel, der sowieso stattfindet»,
sagte NordLB-Volkswirt Brezski. Es sei entscheidend, diese
Veränderungen ernst zu nehmen, denn in vielen Bereichen werde es
keine Rückkehr zur Vor-Corona-Zeit geben.

Das bedeute einen erhöhten Veränderungsdruck für Branchen wie die
Automobilindustrie und den Einzelhandel - gerade auch in
Sachsen-Anhalt. Das Land habe mit seiner vielseitigen
Forschungslandschaft zum Thema Wasserstoff als alternativer
Antriebstechnologie gute Voraussetzungen, so der NordLB-Volkswirt. Es
wäre allerdings wünschenswert, wenn mehr Forschungsergebnisse auch zu
Ausgründungen und einer Umsetzung in Sachsen-Anhalt führen würde.

Beim Konsum habe die Corona-Krise zu einem weiteren Schub für den
Online-Handel geführt, der auch nach den Beschränkungen für den
stationären Einzelhandel zur Eindämmung der Corona-Pandemie
weitergehen dürfte. Es sei nicht von der Hand zu weisen, dass gerade
in Klein- und Mittelstädten die Gefahr bestehe, dass Innenstädte
verödeten. Für den Handel sei es daher entscheidend, die
Beratungsqualität zu verbessern und neben dem stationären Geschäft
auch auf Online-Präsenz zu setzen, heißt es in der Studie.

Gerade im Dienstleistungssektor sieht die NordLB auch die größten
Gefahren für eine Insolvenzwelle. Derzeit sorge die Aussetzung der
strengen Insolvenzmeldepflichten für wenige Pleiten, wenn die Regeln
wieder griffen seien gerade Unternehmen der Gastronomie sowie der
Veranstaltungsbranche gefährdet.

Könnte die Krise mit vielen zahlungsunfähigen Unternehmen auch die
Banken in Schwierigkeiten bringen? NordLB-Vorstandsmitglied Günter
Tallner verneint das. Anders als bei der Finanzkrise 2008 gebe es
einen deutlich höheren Eigenkapitalpuffer. Das betrifft auch die
Landesbank selbst, die vergangenes Jahr mit Milliardenhilfen ihrer
Eigner Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und den Sparkassen gerettet
werden musste. «Wir haben unser Kreditportfolio sehr genau
analysiert», sagte Tallner.