sowie mehr Hintergrund ) England verschärft Corona-Maßnahmen - Angst vor zweiter Welle

London (dpa) - Aus Furcht vor einer zweiten Coronawelle werden in
England Versammlungen mit mehr als sechs Menschen bis auf Weiteres
untersagt. Bislang dürfen sich noch 30 Personen treffen. Die neue
Obergrenze soll ab kommenden Montag gelten. Sie betrifft Treffen in
den eigenen vier Wänden und im öffentlichen Raum, wie der britische
Gesundheitsminister Matt Hancock am Mittwoch berichtete.

Ausnahmen werden für Haushalte mit mehr als sechs Personen wie auch
für Treffen mit beruflichem Hintergrund oder zu Ausbildungszwecken
gelten, also etwa in Schulen. Auch Hochzeiten, Beerdigungen und
einige Sportarten werden von den verschärften Regeln ausgenommen.

«Wir müssen jetzt handeln, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen»,

sagte Premierminister Boris Johnson in einem vorab verbreiteten
Redetext. Auch er hatte die Covid-19-Erkrankung und auf einer
Intensivstation eines Londoner Krankenhauses um sein Leben gekämpft.

Jeder Landesteil in Großbritannien entscheidet im Kampf gegen die
Pandemie über seine eigenen Maßnahmen. Das Vereinigte Königreich ist

mit Blick auf die Todeszahlen das am schlimmsten von der Pandemie
betroffene Land in Europa. Der Regierung wird vorgeworfen, zu spät
und falsch auf die Corona-Krise reagiert zu haben.
Gesundheitsexperten fürchten, dass im Winter - wenn die vielen
Grippefälle hinzukommen - der marode und chronisch unterfinanzierte
staatliche Gesundheitsdienst NHS kollabieren könnte.

Die Zahl der Corona-Infektionen in Großbritannien stieg zuletzt
wieder deutlich an. In den vergangenen Tagen gab es jeweils fast 3000
bestätigte Neuinfektionen pro Tag - der höchste Stand seit Ende Mai.
Experten warnen daher vor einer zweiten Welle. Auch ein Sprecher der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) sagte dem Sender Sky News, er
rechne mit weiteren Spitzen der Fallzahlen in Großbritannien.

Derzeit stecken sich vor allem junge Menschen mit dem Virus an. Das
erklärt auch den bislang niedrigen Anstieg der Todesfälle, da
Covid-19 bei Jüngeren oft glimpflicher verläuft.

Zuletzt hatte die Regierung die steigende Zahl der Infektionen häufig
mit der hohen Anzahl an Tests erklärt, die mittlerweile durchgeführt
werden. Es waren mehr als 175 000 pro Tag. So können mehr Infektionen
nachgewiesen werden als noch im Frühjahr. Allerdings gab es zuletzt
auch immer wieder Corona-Ausbrüche, etwa bei illegalen Partys.