Stipendienprogramm für Künstler bei Weitem nicht ausgeschöpft

Die Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie haben Künstlerinnen
und Künstler hart getroffen. Viele Veranstaltungen sind ausgefallen,
Aufträge weggebrochen. Das Land hat als Hilfe ein Stipendium
angeboten - es ist weniger gefragt als erwartet.

Magdeburg (dpa/sa) - Schauspielerinnen haben sich ebenso beworben wie
Maler, Autorinnen und Musiker: Für ein Landesstipendium als
Corona-Hilfe für Künstler sind 480 Anträge eingegangen. Die
Kulturschaffenden beantragten damit Hilfen in Höhe von 1,4 Millionen
Euro, wie die Investitionsbank Sachsen-Anhalt auf Nachfrage
mitteilte. Bis Donnerstag vergangener Woche seien insgesamt 278
Anträge bewilligt worden. Das entspreche etwa 821 000 Euro. Das erste
Geld sei am 13. August ausgezahlt worden. Die Antragsfrist war am 20.
Juli angelaufen und endete am 31. August.

Die Zahlen bleiben damit allerdings weit unter denen, die Staats- und
Kulturminister Rainer Robra noch Ende Juni angepeilt hatte. Damals
ging der CDU-Politiker davon aus, dass von dem Programm «Kultur ans
Netz» etwa 2000 Künstlerinnen und Künstler profitieren würden. Wer

hauptberuflich in der Kulturszene tätig sei und in Sachsen-Anhalt
wohne, könne bis zu drei Monate lang 1000 Euro pro Monat bekommen.
Sechs Millionen Euro wurden eingeplant. Die Zahlen zeigen, dass das
Programm nur zu etwa einem Viertel ausgeschöpft wird. Es handelt sich
um ein Arbeitsstipendium. Wer es beantragte, musste ein kurzes
Konzept einreichen.

Zu den größten Gruppen, die die Hilfe beantragten, haben laut der
Investitionsbank Maler, Zeichner, Illustratoren sowie Musiker aus den
Bereichen Pop, Rock, Tanz- und Unterhaltungsmusik gehört. Die
regionalen Schwerpunkte lägen in den zwei Großstädten Halle und
Magdeburg. «Wir gehen zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass alle
vorliegenden Anträge bis Ende September bearbeitet und ausgezahlt
werden können», erklärte ein Sprecher der Investitionsbank.

Aus Staatskanzlei und Ministerium für Kultur hieß es,
Arbeitsstipendien seien gängige Fördermaßnahmen und hätten sich in

der Kultur bewährt. Die individuellen Rückmeldungen aus der
Kunstszene seien positiv. Das elektronische Antragsverfahren bei der
Investitionsbank Sachsen-Anhalt sei als sehr einfach bewertet worden.
«Eine Ursache, dass nicht alle in Betracht kommenden Künstlerinnen
und Künstler einen Antrag stellten, scheint zu sein, dass sich
derzeit nicht wenige Künstlerinnen und Künstler angesichts der Lage
entschlossen haben, zumindest übergangsweise in andere berufliche
Tätigkeiten auszuweichen.»

Auch sei denkbar, dass das zwischenzeitlich von der
Bundesbeauftragten für Kultur und Medien für die Kultur zur Verfügung

gestellte Förderprogramm «Neustart Kultur» von den Künstlern und vo
n
den Kultureinrichtungen angenommen werde. Es sei mit einer Milliarde
Euro ausgestattet. Die Staatskanzlei und Ministerium für Kultur
prüften, ob noch weitere Maßnahmen notwendig seien, um die Kultur in
Sachsen-Anhalt wieder «ans Netz» zu bringen.