Datenschutzbeauftragter: «Viele Beschwerden» gegen Corona-Gästelisten

Wiesbaden (dpa/lhe) - Beim hessischen Datenschutzbeauftragten sind
viele Beschwerden von Bürgern gegen die Corona-Gästelisten in der
Gastronomie eingegangen. Das erklärte eine Sprecherin in Wiesbaden
auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur und sprach von einer Zahl
«unter 100».

«Es ist der Eindruck entstanden, dass die Gastronomen mit der
datenschutzgerechten Corona-Listen-Verwaltung überfordert sind»,
erläuterte sie. Allerdings sei dem Datenschutzbeauftragten bislang
keine Datenpanne im Zusammenhang mit den Listen bekannt.

Die Gastronomen müssten einen solchen Fall melden, erklärte die
Sprecherin. Der Datenschutzbeauftragte könnte zudem über eine
Beschwerde oder nach einer Kontrolle von einer Datenpanne erfahren.

«Gäste und Gastronomen sollten an einem Strang ziehen, auch bei der
Gästedatenerfassung. Ausgesucht hat sich das wirklich niemand»,
erklärte Julius Wagner vom Hotel- und Gastronomieverband Dehoga
Hessen. «Und die Branche braucht echte Unterstützung, die sich auch
in einfachen Gesten eines jeden Einzelnen ausdrückt.»

Bei der Nachverfolgung von Infektionsketten war nach Angaben Wagners
zuletzt in hessenweit drei Fällen aufgefallen, dass ein teils relativ
hoher Anteil von Lokalbesuchern Fantasie-Angaben bei der
Datenerfassung gemacht hatte. Es seien bis zu 30 Prozent der Daten
aus der Luft gegriffen gewesen. Den Wirten seien bei dem Thema die
Hände gebunden, da sie kein Recht hätten, die Gäste zum Vorzeigen
ihrer Personalausweise zu verpflichten.

Es sei nicht hilfreich, die Corona-Regeln einfach zu missachten, wenn
man mit ihnen nicht einverstanden ist, erklärte Wagner. Das verlagere
eine durchaus notwendige Diskussion und Überprüfung bestehender
Schutzmaßnahmen auf die Ebene der Ordnungsbehörden - wo die Debatte
wenig brächte außer Ärger für die Gastronomen.