Proband erkrankt: AstraZeneca stoppt Test von Corona-Impfstoff

London/Washington (dpa) - Der Pharmakonzern AstraZeneca hat die
klinische Studie für seinen Corona-Impfstoff vorsorglich gestoppt,
nachdem bei einem der Teilnehmer gesundheitliche Probleme aufgetreten
sind. Das sei eine Routinemaßnahme für solche Fälle, teilte das
britische Unternehmen in der Nacht zum Mittwoch mit. «In großen
Versuchsreihen treten Erkrankungen zufällig auf, müssen aber von
unabhängiger Seite untersucht werden, um das gründlich zu
überprüfen.»

AstraZeneca werde die Untersuchung beschleunigen, damit sich das
Zulassungsverfahren für den Impfstoff so wenig wie möglich verzögere,

hieß es weiter. Bei der Überprüfung geht es letztlich darum
festzustellen, ob die gesundheitlichen Probleme vom Impfstoff
ausgelöst wurden. Während des Stopps sollen keine weiteren
Studienteilnehmer geimpft und bisher geimpfte Personen weiterhin
beobachtet werden.

Bei den nicht näher genannten gesundheitlichen Problemen handele es
sich um einen Einzelfall, betonte das Unternehmen. Der Impfstoff
befindet sich unter anderem in den USA in der dritten und
abschließenden Studien-Phase mit mehreren zehntausend Teilnehmern.

AstraZeneca machte keine Angaben zu der Erkrankung. Die «New York
Times» berichtete unter Berufung auf eine informierte Person, dass es
sich bei dem gesundheitlichen Problem um Transverse Myelitis handele
- eine Entzündung, die das Rückenmark treffe und von Vireninfektionen
ausgelöst werden könne. Der von AstraZeneca hergestellte Wirkstoff
AZD1222 beruht auf der abgeschwächten Version eines Erkältungsvirus
von Schimpansen und soll das Immunsystem auf Trab bringen, damit es
Sars-CoV-2 im Falle einer Infektion unschädlich machen kann.

AstraZeneca und acht weitere Pharma- und Biotech-Unternehmen hatten
erst am Dienstag versichert, dass sie bei der Entwicklung eines
Corona-Impfstoffs keine Kompromisse bei der Sicherheit machen werden.
Dieser ungewöhnliche Schritt folgte mit Blick auf Bedenken, dass es
vor allem in den USA politischen Druck zwecks einer Eil-Zulassung
erster Impfstoffe vor der Präsidentenwahl am 3. November geben
könnte. US-Präsident Donald Trump verspricht fast täglich, dass es
bis Jahresende oder möglicherweise schon bis zur Wahl einen Impfstoff
geben werde.