Söder verkündet Aus für umstrittenes Anti-Corona-Prestigeobjekt Von Christoph Trost, Marco Krefting und Michael Donhauser, dpa
Pannen bei Corona-Teststationen an Autobahnen stürzten Markus Söders
Regierung im Sommer in eine kurze, heftige Krise. Nun, nach dem Ende
der Sommerferien, verkündet er deren Schließung. Getestet werden soll
stattdessen nun anderswo.
München (dpa) - Erst waren sie Markus Söders Prestigeprojekte im
Kampf gegen das Coronavirus. Dann kamen zigtausendfache Pannen, die
in eine kurze, heftige Sommer-Krise der bayerischen Staatsregierung
mündeten. Und jetzt, kurz nach dem Ende der Sommerferien, soll es mit
den Corona-Teststationen an Autobahnen und Bahnhöfen im Freistaat
wieder vorbei sein, und zwar endgültig: Früher als es jedenfalls
zuletzt den öffentlichen Anschein erweckte, macht Söder die Stationen
dicht: schon bis Ende September. Die Testzentren in den Kommunen
sollen die Abstriche nun übernehmen.
Söder verkündet das Aus nach einer Kabinettssitzung am Dienstag.
Dabei sendet er zunächst mehrfach seine Hauptbotschaft: wie richtig
und notwendig das Angebot kostenloser Corona-Tests für
Reiserückkehrer gewesen ist. Man kenne damit das Infektionsgeschehen
nun sehr genau. «Wir wissen schon, dass Testen keine Therapie ist»,
betont er. Aber ohne Tests könne es zu einer ungebremsten Ausbreitung
des Virus kommen - und genau das, neue Hotspots, habe man verhindert.
Söder rechtfertigt sich: «Kein Bundesland hat so viel Teststationen
wie wir an den Grenzen errichtet. Keines hat so früh begonnen in den
Ferien zu testen wie wir. Keines hat für andere so mitgetestet.» Kein
anderes Bundesland habe Zeitangaben gemacht, wie lange es bis zur
Übermittlung von Testergebnissen dauern soll. Und niemand sonst habe
es komplett kostenlos gemacht. Ein «echter Service», sagt Söder.
480 000 Tests habe man insgesamt gemacht, 80 Prozent der Menschen
kamen aus Bayern. Und: Fast 6000 Tests seien positiv gewesen.
Über die Krise vor einigen Wochen geht Söder eher zügig hinweg: «Ga
b
es Probleme? Ja. Überall in Deutschland, auch bei uns.» Die Kritik an
Bayern nennt er teils «etwas bewusst motiviert». Und dann betont
Söder noch einmal: «Trotz mancher Dinge, die wir uns noch besser
gewünscht hätten, war es unterm Strich absolut richtig und wichtig.»
Zur Erinnerung: Söder war mit den Teststationen und dem kostenlosen
Testangebot bundesweit vorgeprescht. Doch es lief nicht reibungslos:
Anfang August mehrten sich Hinweise, dass manche Getestete tagelang
auf ihren Befund warten mussten. Mitte August musste
Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) eilig zu einer
Pressekonferenz laden: 44 000 Reiserückkehrer hatten da noch kein
Ergebnis ihrer Corona-Tests bekommen, die zum Großteil bei den Ende
Juli eingerichteten grenznahen Stationen gemacht worden waren. 900
davon waren positiv und niemand wusste, wo in Deutschland sie sich
aufhielten. Söder hielt an Huml fest, aber der Chef des Landesamts
für Gesundheit wurde versetzt, für Kritiker ein Bauernopfer.
Auch in anderen Bundesländern gab es Verzögerungen, über die aber
weniger geredet wurde. Doch in Bayern kam eine weitere Panne hinzu:
Erst Ende vergangener Woche musste das Ministerium einräumen, dass
rund 10 000 Menschen wegen eines technischen Problems bei einer
externen Firma zu lange auf ihre Ergebnisse warten mussten, diesmal
ging es um Tests an den Flughäfen. «Fiasko» und «Schlamassel»
schimpfte die Opposition deshalb erneut.
Wie geht es nun weiter? «Wir verlagern das niedrigschwellige Angebot
vom Grenzbereich dorthin, wo man ist», erklärt Söder. Heißt: Die
Hauptlast bei den Tests sollen künftig kommunale Testzentren in den
Landkreisen und kreisfreien Städten tragen. Man schwenke nun
schrittweise um, vom «Reise-Testen» zum «Vor-Ort-Testen», sagt Sö
der.
Er betont aber: Die Tests sollen weiterhin kostenlos bleiben, und wie
bisher soll sich auch jeder im Freistaat testen lassen können.
Von einer Überforderung des Gesundheitssystems könne bisher
jedenfalls keine Rede sein, betont Söder. Er sagt aber auch, dass man
die Test-Kapazitäten sehr wohl weiterhin im Auge habe - Kritiker
hatten ihm zuletzt vorgeworfen, unnötig Test-Kapazitäten zu binden.
Auffällig ist aber nun: Söder und der für die kommunalen Testzentren
zuständige Innenminister Joachim Herrmann (CSU) vermeiden ein
Versprechen, innerhalb welcher Zeit die Ergebnisse an den kommunalen
Teststationen vorliegen sollen. In den vergangenen Wochen war Söder
sein 48-Stunden-Versprechen bekanntlich auf die Füße gefallen. «Es
bleibt dabei: So schnell wie möglich», sagt er nun.