«Coronavirus-Update» mit neuer Expertin - Hoffnung für den Herbst

Frankfurt/Hamburg (dpa) - Masken, Handhygiene und Hustenetikette
könnten in diesem Herbst und Winter neben dem Schutz vor Corona auch
dafür sorgen, dass bestimmte andere Infektionskrankheiten
zurückgehen. Eine schon ältere Studie aus Hongkong mache ihr da «ein

bisschen Hoffnung», sagte die neue Gesprächspartnerin im
vielbeachteten NDR-Podcast «Coronavirus-Update», die Frankfurter
Virologin Sandra Ciesek.

Die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am
Universitätsklinikum Frankfurt wechselt sich mit dem Berliner
Virologen Christian Drosten künftig wochenweise ab. Am Dienstag gab
die Frankfurterin ihren Einstand als Interviewpartnerin.

Die Hongkonger Wissenschaftler hatten im Jahr 2003, als Sars -
ebenfalls ein Coronavirus - grassierte, die Zahl von
Atemwegsinfektionen mit der in den Vorjahren verglichen. Aus Angst,
sich anzustecken, hätten in Asien damals die meisten Menschen die
sogenannten AHA-Regeln befolgt, sagte Ciesek. Die Frage war: «Was
hatte das für einen Einfluss auf andere Viren?»

Verglichen wurden die Daten für vier Erreger, darunter den der
Grippe. «Man hat gesehen, dass das Verhalten dazu geführt hat, dass
diese Infektionen alle deutlich zurückgingen in den Monaten», sagte
Ciesek. Es habe sogar ein Kontrollvirus gegeben: Hepatitis B. Hier
gingen die Zahlen nicht zurück - das Virus wird nicht über die Luft,
sondern über Sexualkontakte übertragen. «Die Studie gibt mir ein
bisschen Hoffnung für den Herbst/Winter», sagte Ciesek. «Ich denke
schon, dass man sicherlich durch die AHA-Regeln auch andere
Virusinfektionen seltener sehen wird».

Dennoch sei es sehr wichtig, dass sich die Risikogruppen impfen
lassen. Welche Personengruppen geimpft werden sollten, sei abhängig
von der Menge der verfügbaren Dosen, sagte Ciesek. Der Vorschlag,
auch alle Kinder gegen Grippe zu impfen, sei «sicher eine gute Idee»,
aber nur, wenn der Impfstoff dafür reicht. «Das ist ganz wichtig,
dass man jetzt genaue Kriterien festlegt, damit die Dosen möglichst
sinnvoll verteilt werden», mahnte Ciesek an.

Verschiedene Infekte anhand ihrer Symptome zu unterscheiden sei
«total schwer», so Ciesek. Klarheit bringe nur eine
Laboruntersuchung. Da gebe es im Herbst eine Neuerung: die
Multiplex-PCR. «Das heißt, Sie machen einen Abstrich und können dann

im Labor verschiedene Erreger auf einmal testen - nicht nacheinander,
sondern parallel.»