Stamp will Alltagshelfer zu Kita-Personal ausbilden lassen

Der Personalmangel in den NRW-Kitas ist groß. Nun hat
Familienminister Stamp eine neue Idee, Betreuer zu finden. Die für
Corona-Schutzmaßnahmen eingestellten Kita-Helfer sollen
weiterqualifiziert werden.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Die nordrhein-westfälische Landesregierung
will die zur Entlastung der Kitas in der Corona-Krise eingestellten
Alltagshelfer dauerhaft für die Kinderbetreuung gewinnen. Das
«Kita-Helfer»-Programm werde über den 31. Dezember hinaus im
kommenden Jahr fortgesetzt, sagte Familienminister Joachim Stamp
(FDP) am Dienstag in Düsseldorf. Mit den Trägern der Einrichtungen
sollten außerdem Konzepte zur Weiterqualifizierung der Helfer
entwickelt werden. Auch auf diesem Wege sollten dauerhaft «mehr
geeignete Kräfte für den Einsatz in der frühkindlichen Bildung»
ausgebildet werden.

Die schwarz-gelbe Landesregierung hat den Kita-Trägern bisher rund 95
Millionen Euro für «Kita-Helfer» zur Verfügung gestellt. Sie sollen

das pädagogische Fachpersonal bei alltäglichen Hygienemaßnahmen
entlasten - etwa der Reinigung von Spielzeug, regelmäßigem Lüften und

Desinfizieren. Das Programm ist laut Stamp auf etwa 10 000
Mitarbeiter angelegt. In NRW gibt es rund 10 500
Kindertageseinrichtungen.

Formale Voraussetzungen zur beruflichen Qualifizierung der
Kita-Helfer gebe es nicht, sagte Stamp. Aber nach den
Kindesmissbrauchsfällen von Lügde und Bergisch Gladbach lege das Land
großen Wert auf erweiterte polizeiliche Führungszeugnisse. Es dürfe
«an dieser Stelle keine Tür für einen bestimmten Kreis geöffnet»

werden. Bewerbungen der Kita-Helfer liefen über die Träger.

Der seit Mitte August wieder eingeführte Regelbetrieb in den
NRW-Kitas hat nach Worten Stamps nicht zu vermehrten
Corona-Infektionen geführt. «Keine Kita, keine Schule ist zu einem
Hotspot geworden.» Er bekräftigte sein Versprechen, dass es mit ihm
keine landesweite Schließung von Kitas wie im Frühling mehr geben
werde. Stamp empfahl auch den Gesundheitsämtern, bei regionalen
Corona-Ausbrüchen nicht zuerst Kitas zu schließen.

Die Landesjugendämter hätten im August 47 Infektionen bei rund 730
000 Kindern gemeldet, sagte Stamp. Unter 153 000 Kita-Beschäftigten
habe es 97 Corona-Fälle gegeben. Nur vereinzelt seien Kitas im August
geschlossen worden. 98,5 Prozent der Einrichtungen seien
«uneingeschränkt geöffnet» und 97 Prozent der Mitarbeiter an Bord
gewesen.

Mehr als 39 000 Corona-Tests wurden nach Angaben des Ministeriums bei
Kita-Mitarbeitern genommen. Ob die kostenlosen Tests bei
Kita-Personal auch nach den Herbstferien fortgeführt werden, sei noch
nicht entschieden, sagte Stamp. Er sei skeptisch und halte
anlassbezogene Tests für besser. Die «größte Sicherheit» sei es,
in
den Einrichtungen bei Corona-Verdachtsfällen vor Ort umfassend zu
testen.

Beim Ausbau der Kita-Plätze in NRW kam es nach Angaben Stamps in der
Corona-Krise zwar «an der ein oder anderen Stelle Verzögerungen», er

sei aber «nicht wirklich ins Stocken gekommen». Das Land stehe zu
seiner Garantie, dass jeder Platz, der vor Ort gebraucht werde, auch
bewilligt werde.

Stamp forderte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD)
«ultimativ» auf, die Mittel aus dem «Gute-Kita-Gesetz» zu entfriste
n.
In drei Konferenzen habe Giffey den Landesfachministern zugesagt,
dass die Frage bereits mit dem Bundesfinanzministerium geklärt sei.
Doch es gebe immer noch keinen Beschluss des schwarz-roten
Koalitionsausschusses oder des Bundeskabinetts.

Rund 5,5 Milliarden Euro stellt der Bund den Ländern über das
sogenannte Gute-Kita-Gesetz für Qualitätsverbesserungen und weniger
Gebühren zur Verfügung. Das Gesetz ist bis 2022 befristet. Allein
NRW erhält rund 1,2 Milliarden Euro für bessere frühkindliche Bildu
ng
und ein zweites beitragsfreies Kindergartenjahr.