Schleswig-Holstein will sich als Sportland profilieren

Der Norden will dem Sport im Land einen neuen Ruck geben. Es geht um
mehr Bewegung, um Schwimmen, Sportstättensanierung und auch um eine
große Halle. Die Regierung schlägt dem Landtag einen «Zukunftsplan
Sportland Schleswig-Holstein» vor.

Kiel (dpa/lno) - Schleswig-Holstein will sich im nächsten Jahrzehnt
stärker als Sportland aufstellen. Kinder und Erwachsene sollen sich
mehr bewegen, besser Schwimmen lernen und in moderneren Anlagen Sport
treiben. Entsprechende Perspektiven hat die Landesregierung mit
Sportverbänden, Kommunen sowie Tourismus- und Wirtschaftsexperten
ausgelotet. Vorläufiges Ergebnis sind 118 Handlungsempfehlungen, die
jetzt dem Landtag für politische Beratungen und Entscheidungen
zugeleitet werden. Ziel sei so etwas wie ein Kompass für die weitere
Entwicklung des Sports, sagte Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack
(CDU) am Dienstag nach einem entsprechenden Kabinettsbeschluss.

Am Ende soll eine landesweite Sportentwicklungsplanung stehen.
Grundlage der Arbeit seien repräsentative Befragungen von
Schleswig-Holsteinern zu ihren Wünschen für den Sport gewesen, sagte
die Ministerin. «Schleswig-Holstein ist das erste Flächenland in
Deutschland, das eine derartig umfangreiche Bestandsaufnahme in
Angriff genommen hat.»

Unter anderem gehe es um eine Bewegungsoffensive an Kitas und Schulen
sowie um die Verbesserung der Sportinfrastruktur, sagte die
Ministerin. Aus einer Erhebung von 2019 geht hervor, dass etwa 1100
von insgesamt rund 3000 kommunalen Sportanlagen sanierungs- und
modernisierungsbedürftig sind.

«Wir wollen den digitalen Wandel des Sports mitgestalten,
Sportförderung und Leistungssport-Stützpunktsystem ausbauen, eine
Initiative zum Schwimmen-Lernen starten und attraktive Räume für
Sporttourismus schaffen», erläuterte Sütterlin-Waack. Im Schuljahr
2017/18 schaffte jeder fünfte Schüler nicht das Schwimm-Niveau für
das Bronze-Abzeichen. Vereine könnten für jedes Kind, das bei ihnen
Bronze erwirbt, einen Bonus bekommen, sagte Staatssekretärin Kristina
Herbst.

«Es müssen mehrere regionale Zentren für die Nachwuchsförderung im

Schwimm-Leistungssport aufgebaut werden, die die Athletinnen und
Athleten professionell betreuen», heißt es in den
Handlungsempfehlungen, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen.
Alle Schwimmsportvereine und Organisationen sollen finanziell
unterstützt werden, um die Kosten für Wasserflächen und
Übungsleiterhonorare aufbringen zu können.

Mit den Handlungsempfehlungen wird auch vorgeschlagen, an einem
zentralen Standort eine große, multifunktional nutzbare
Veranstaltungshalle für mindestens 15 000 Zuschauer zu schaffen für
Leistungssportveranstaltungen sowie für kulturelle und andere Events.
Schleswig-Holstein sei das einzige Bundesland ohne eine derartige
Halle für Großveranstaltungen. Ein weiteres Ziel: Handball soll als
weitere Schwerpunktsportart anerkannt werden und damit mehr
Fördermittel bekommen können.

In allen Lebenswelten der Schleswig-Holsteiner solle eine nachhaltige
Sport- und Bewegungskultur verankert werden, heißt es in einem
Leitbild. «Wir wollen noch mehr Menschen bewegen und daher den
Breitensport in jeder Altersgruppe stärken. Angestrebt wird auch eine
durchgängige dritte Sportstunde an den Schulen in allen
Klassenstufen. Auf eine Kostensumme für eine Umsetzung aller
Vorschläge wollte sich Sütterlin-Waack nicht festlegen. Sie
signalisierte, dass es insgesamt um einen dreistelligen
Millionenbetrag gehen könnte.

In bewegungsarmer Corona-Zeit setze die Initiative für das Sportland
Schleswig-Holstein einen wichtigen Kontrapunkt, sagte der Präsident
des Landessportverbandes, Hans-Jakob Tiessen. Er begrüße die
Aufwertung des Sports, der in schwieriger Zeit wesentliche Beiträge
zum Zusammenhalt der Gesellschaft leisten könne. «Wir erreichen über

unsere 2600 Vereine über eine Million Menschen.» Seit 2015 hätten sie

beispielsweise 15 000 bis 20 000 Migranten aufgenommen.