Corona-Krise - Biotech-Branche in Sachsen gewinnt an Bedeutung

Vor 20 Jahren startete Sachsen seine Biotechnologie-Offensive, um
Ansiedlungen und Ausgründungen voranzutreiben. Am Mittwoch trifft
sich die Branche in Dresden. Wie steht sie heute da?

Dresden (dpa/sn) - Die Biotech-Branche in Sachsen hat nach Ansicht
von Experten in der Corona-Krise an Bedeutung gewonnen. Die Pandemie
habe gezeigt, wie wichtig etwa Unternehmen der Medizintechnik und
Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet seien, sagte André Hofmann,
Geschäftsführer des Biotechclusters biosaxony, der Deutschen
Presse-Agentur. Zahlreiche Firmen in Sachsen hätten innerhalb
kürzester Zeit auf die Herstellung von Atemschutzmasken umgesattelt,
andere wiederum Corona-Tests entwickelt. «Etliche Unternehmen haben
neue Geschäftsfelder entdeckt», so Hofmann. Das zeige, dass der
Freistaat mit dem Aufbau und der Förderung eines Biotech-Clusters in
den vergangenen Jahren auf das «richtige Pferd» gesetzt habe.

Am Mittwoch stellen sich im Zentrum für Regenerative Therapien
Dresden (CRTD) beim Life-Sciene-Forum zahlreiche Firmen vor und
ziehen Bilanz, wie sich die Branche in den vergangenen 20 Jahren
entwickelt hat. Eröffnet wird das Forum von Ministerpräsident Michael
Kretschmer (CDU). Mit dabei sind unter anderem das
Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik Dresden
sowie das Biotechnologisch-Biomedizinische Zentrum in Leipzig.

Im Jahr 2000 startete Sachsen eine «Biotechnolgie-Offensive», um
Innovationen und Firmenansiedlungen in diesem Bereich voranzutreiben.
Rund 200 Millionen Euro flossen seither allein in den Aufbau zweier
Bio-Innovationszentren in Dresden und Leipzig sowie in die
Einrichtungen von Professuren, Nachwuchsforscherstellen und
Geräteausrüstungen in den Zentren. In der Leipziger BioCity etwa
wurde jüngst ein Corona-Test für zu Hause entwickelt. Insgesamt
belaufen sich die Investitionen in das Cluster seither auf knapp eine
Milliarde Euro - das Geld floss unter anderem in Forschung und
Entwicklung, Hochschulen und Forschungsprojekte.

Biosaxony-Geschäftsführer Hofmann sieht in der Branche großes
Potenzial. «Es hat sich viel entwickelt, wir haben eine hervorragende
Basis.» Weil es in der Regel verhaltmäßig lange dauert, bis die
Produkte in der Branche marktreif entwickelt sind, wachsen die
Unternehmen oft langsamer als in anderen Branchen, wie Hofmann sagte.

Für weiteres Wachstum aber fehlt es nach Ansicht des Verbandes vor
allem an Flächen. Beide Innovationszentren in Dresden und Leipzig
stießen langsam an ihre Kapazitätsgrenzen, sagte Hofmann, der mit dem
Verein biosaxony rund 120 Unternehmen und wissenschaftliche
Einrichtungen in Sachsen präsentiert. Während in Leipzig derzeit etwa
die Halle 12 der alten Messe für weitere Biotech-Ansiedlungen
ausgebaut wird, fehlt es gerade in der Landeshauptstadt an Flächen.
«Das deckelt die wirtschaftliche Entwicklung.»

Die Biotechnologie gilt als Zukunftstechnologie und ist in mehreren
Branchen von der Abfallwirtschaft bis hin zur Medizin zu finden. In
Sachsen gibt es rund 300 Unternehmen und Forschungseinrichtungen in
den Bereichen Biotechnologie, Medizintechnik und Pharmazeutische
Industrie. Rund 15 000 Mitarbeiter sind in der Branche beschäftigt,
die jährlich rund 1,9 Milliarden Euro erwirtschaftet. Der größte
Anteil entfällt auf die Medizintechnik mit mehr als 10 000
Mitarbeitern und einem Umsatz von rund 1,2 Milliarden Euro.