Vorbehalte gegen Steinmeiers Vorschlag zu Corona-Gedenkstunde

Berlin (dpa) - Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier stößt mit
seiner Idee einer zentraler Gedenkfeier für die Opfer der
Corona-Pandemie auf Vorbehalte. Nachdem Parlamentspräsident Wolfgang
Schäuble (CDU) um Konkretisierung des Vorschlags gebeten hatte,
meldeten die Bundestags-Vizepräsidentinnen Petra Pau (Linke) und
Claudia Roth (Grüne) nun offen Bedenken an.

«Zu einem späteren Zeitpunkt kann man das machen. Aber im Moment
halte ich das nicht für besonders sinnvoll», sagte Pau dem
Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Dienstag). Derzeit dürften sich
coronabedingt nur 25 Prozent der gewählten Abgeordneten im Plenarsaal
aufhalten. «Wir sollten deshalb zu gegebener Zeit noch mal drüber
reden.» Die Linken-Politikerin sprach sich dafür aus, auch diejenigen
einzubeziehen, «die die Pandemie gemeistert haben, also
Krankenschwestern oder Pflegekräfte».

Roth nannte es zwar richtig, der Todesopfer zu gedenken und
Anteilnahme zum Ausdruck zu bringen. Über den Zeitpunkt von
Steinmeiers Vorschlag sei sie jedoch verwundert, «denn wir stecken
noch mitten in der Pandemie». Die Grünen-Politikerin erinnerte daran,
dass Krankenhauspersonal, Pfleger, Erzieher, Kassierer und das
Personal der Gesundheitsämter sehr konkreten Dank verdient hätten.
Sie hätten die Gesellschaft in schwersten Zeiten zusammengehalten und
«verdienen neben symbolischen Anerkennungsgesten ernst gemeinte und
nachhaltige ökonomische und gesellschaftspolitische Teilhabe».

Unterstützung für Steinmeiers Vorstoß kam dagegen von Bayerns
Ministerpräsident Markus Söder (CSU): «Die vielen Opfer von Corona
haben es verdient, dass wir innehalten und ihrer gedenken», sagte
Söder dem RND. Ihren Angehörigen gelte das tiefe Mitgefühl.
Gleichzeitig müsse man sich um alle kümmern, die durch Corona in
Leid, Not und Einsamkeit geraten seien. «Eine Gedenkfeier kann dazu
beitragen, dass wir uns daran öfter erinnern.»

Positiv äußerte sich auch Bundestags-Vizepräsident Thomas Oppermann
(SPD). «Eine Gedenkveranstaltung für die Verstorbenen könnte die
Angehörigen trösten», sagte Oppermann dem RND. «Sie sollte aber auc
h
allen Menschen Mut machen, denn die Corona-Krise ist für viele mit
ihren Gesundheitsgefahren, wirtschaftlichen Existenzsorgen und
Einschränkungen persönlicher Freiheiten eine bedrückende Erfahrung.
»

Bundespräsident Steinmeier hatte am Wochenende eine offizielle
Gedenkstunde für die Corona-Opfer in Deutschland ins Gespräch
gebracht.