Coronabedingt weniger Azubis in Industrie und Handel im Land

Verzögerte Vorstellungsgespräche, zurückgezogene Jobangebote: Die
Corona-Krise hat den Ausbildungsmarkt kräftig durcheinandergewirbelt.
Auch die Industrie- und Handelskammern spüren das.

Halle/Magdeburg (dpa/sa) - Die Zahl der Ausbildungsverträge mit
Unternehmen aus Industrie und Handel ist in Sachsen-Anhalt stark
zurückgegangen. Bis Ende August wurden in den beiden Kammerbezirken
des Landes rund 5200 Verträge zwischen Unternehmen und Auszubildenden
abgeschlossen, wie die Industrie- und Handelskammern (IHK) in
Magdeburg und Halle mitteilten. Etliche Lehrstellen seien noch offen.

Die Bewerbungsprozesse waren in den vergangenen Monaten stark von der
Corona-Pandemie geprägt. «Vorstellungsgespräche fanden erst später

statt», sagte Isabel Reimann von der IHK Halle-Dessau. Die Suche nach
einem Ausbildungsplatz habe bei vielen Heranwachsenden oft nicht die
oberste Priorität gehabt. Zudem verschob sich der Ausbildungsstart
bei einigen Unternehmen nach hinten.

Manche starteten Mitte August, andere erst Ende August, so Reimann.
Auch im Oktober könne es noch den Beginn einer dualen Ausbildung
geben. Die uneinheitlichen Daten seien seit Jahren zwar gängig. «In
diesem Jahr wird eine Verschiebung nach hinten aber öfter der Fall
sein», sagte die IHK-Sprecherin.

Viele Unternehmen seien zudem wegen der schwierigen Auftragslage aber
verunsichert gewesen. «Einen Auszubildenden haben, heißt auch immer,
Pflichten eingehen», sagte Scheer. Die Verantwortung wollten mitunter
nicht alle Unternehmen tragen und stellten daher weniger Azubis ein.
Als Anreiz für die Unternehmen hat daher der Bund eine
Ausbildungsprämie ins Leben gerufen. Die Gelder seien «derzeit
relativ gut nachgefragt», so Scheer. Knapp 50 Unternehmen erhielten
die entsprechende Bescheinigung für etwa 95 Auszubildende.

Im Norden des Landes wurden im neuen Ausbildungsjahr bis Ende August
2256 Ausbildungsverträge unterschrieben, wie IHK-Sprecher Torsten
Scheer in Magdeburg sagte. Das sei ein Rückgang um 8,5 Prozent im
Vergleich zum Vorjahr. Im Süden des Landes waren es 2947 Verträge,
wie IHK-Sprecherin Isabel Reimann in Halle sagte. Im Vergleich zum
Vorjahr sei das ein Rückgang um 7,5 Prozent.

Anderseits seien noch viele Lehrstellen offen. Im Süden gab es
zuletzt noch Ausbildungsplätze in der Industriemechanik, im
Maschinen- und Anlagenbau, der Chemie-Branche oder als Fachkraft für
Lagerlogistik und für Lebensmitteltechnik. Darüber hinaus betonte
Scheer, dass IT-Branche sowie Gastronomie stark nach Azubis suchten.

Besonders begehrt waren den Kammern zufolge wie auch in den Vorjahren
Ausbildungen als Verkäuferin oder Verkäufer, als Kaufmann oder
Kauffrau für Büromanagement oder im Einzelhandel. Darüber hinaus
wurden Verträge mit Elektronikfirmen und für Fachkräfte in der
Lagerlogistik abgeschlossen.