Psychotherapeuten warnen vor zu hohen Erwartungen an Gesundheitsapps

Mainz (dpa/lrs) - Die Landespsychotherapeutenkammer in
Rheinland-Pfalz hat vor zu hohen Erwartungen an digitale
Gesundheitsapps und -programme gewarnt. «Die Qualität muss geprüft
werden: was bringt nach vorne und was ist Irreführung», sagte die
Präsidentin der Standesvertretung, Sabine Maur, im Gespräch mit der
Deutschen Presse-Agentur in Mainz. «Ein App, die «per Mausklick»
gegen Depressionen helfen soll, ist eine Irreführung von psychisch
belasteten Menschen, die Hilfe suchen.» Von September an werde es
eine Reihe neuer Apps zur Therapie für psychische Erkrankungen geben,
von denen einige auch verschrieben werden dürften, sagte sie.

Denn: «In der Regel sind das digitale Selbsthilfe-Angebote ohne
Kontakte zu Psychotherapeuten», sagte Maur. Und: «Wenn jemand mit
Depressionen an einer solchen App scheitert, können die Depressionen
noch schlimmer werden.» Vorsicht sei auch geboten bei
«Onlinetherapie»-Angeboten, die mit irreführender Werbung Erwartungen

schürten, aber beispielsweise nicht mehr als zwei halbstündige
Telefonate mit einem Psychologen - nicht Therapeuten - böten.

Andere digitale Angebote ließen sich gut in eine Therapie einbauen,
beispielsweise für Patienten, die zwischen den Therapiestunden
Verhaltens-Tagebuch führen sollten. Auch die Wartezeit auf einen
Therapieplatz könne mit digitalen Selbsthilfeapps überbrückt werden.

«Da gibt es auch spannende Innovationen.»

Viele empfohlene Apps hätten schon jetzt hohe Abbruchraten, ergänzte
Geschäftsführerin Petra Regelin. «Sie können sich nicht durchsetzen
,
weil die Bindung an den Menschen fehlt. Die ist viel größer, wenn ein
Psychotherapeut sie mit einbaut.» Das Versorgungsproblem an
Psychotherapeuten lasse sich damit nicht lösen. Es gehe um Menschen
mit psychischen Erkrankungen, betonte Maur. «Bei körperlichen
Erkrankungen würde man auch nicht sagen: Das kann alles die App
lösen.»