Corona-Krise: Netanjahu stellt finanzielles Rettungspaket vor

Tel Aviv (dpa) - Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat am
Donnerstag ein Hilfspaket zur Linderung des finanziellen Drucks
während der Corona-Krise vorgestellt. Das Programm solle
Beschäftigten, Selbstständigen und Unternehmen bis Juni kommenden
Jahres ein Sicherheitsnetz bieten, sagte Netanjahu. Nach Angaben des
Finanzministers Israel Katz hat es einem Umfang von 80 Milliarden
Schekel (20 Milliarden Euro). Ein Teil soll aus dem Haushalt und der
Rest aus Krediten finanziert werden.

Selbstständige sollten eine sofortige Zahlung von umgerechnet knapp
2000 Euro erhalten, kleine Unternehmen alle zwei Monate gut 1500 Euro
und große Unternehmen Hilfsgelder von bis zu 128 000 Euro, erklärte
Netanjahu. Der volle Anspruch auf Arbeitslosengeld solle bis Juni
kommenden Jahres verlängert werden.

Vor gut einem Monat habe man mit Lockerungsmaßnahmen die Wirtschaft
wiederbeleben wollen, sagte Netanjahu. Die letzte Phase der Öffnungen
sei rückblickend vorschnell gewesen. Daher habe man neue
Einschränkungen über Versammlungsorte verhängt. «Wir verbieten
Hochzeiten, um Begräbnisse zu verhindern.» Man unternehme alles, um
einen vollständigen Lockdown zu vermeiden.

«Wir sind auf dem Höhepunkt eines weltweiten Sturms, der immer
stärker wird», sagte Netanjahu. Die zweite Welle des Coronavirus sei
bereits gekommen. Auch andere Länder würden nicht davon verschont
bleiben, sagte der 70-Jährige.

Die Folgen der ersten Corona-Einschränkungen vom Frühjahr haben der
Wirtschaft des Landes schwer zugesetzt. Die Arbeitslosenquote lag
zuletzt bei mehr als 20 Prozent. Finanziell angeschlagene Israelis
hatten Netanjahu vorgeworfen, vorherige Hilfsversprechungen nicht
umgesetzt zu haben.

Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Israel hatte
zuletzt einen Höchstwert erreicht, es wurden verschiedene neue
Beschränkungen verhängt. Netanjahu steht für sein Krisenmanagement
zunehmend in der Kritik.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums ist der Erreger Sars-CoV-2
bisher bei 34 825 Menschen in Israel nachgewiesen worden; 348
Infizierte sind gestorben.