Plädoyers und Urteil im Prozess um Gewalttat in Rot am See erwartet

Er soll sechs Familienmitglieder ermordet haben - und nannte die
Opfer «blutrünstige Monster»: Nun soll ein Urteil im Prozess gegen
den 27 Jahre alten Angeklagten fallen. Vor Gericht sprach der junge
Mann von einem zerstörten Leben.

Ellwangen (dpa) - Das Landgericht Ellwangen will am Freitag (14.30
Uhr) das Urteil im Mordprozess gegen einen 27-Jährigen sprechen, der
sechs seiner Verwandten in Rot am See heimtückisch erschossen haben
soll. Zuvor sollen noch am Morgen (9.00 Uhr) die Plädoyers der
Nebenklage sowie der Verteidigung kommen. Dem Deutschen wird
vorgeworfen, Ende Januar bei einem Familientreffen in der Gemeinde
bei Schwäbisch Hall seine Eltern, zwei Halbgeschwister und weitere
Angehörige ermordet zu haben. Zwei Verwandte konnten sich schwer
verletzt retten.

Beim Prozessauftakt Ende Juni hatte der Angeklagte umfassend
gestanden und Misshandlungen seiner Mutter als Motiv angegeben. Sie
soll unter anderem versucht haben, ihn mit weiblichen Hormonen zu
vergiften. Beweise gab es dafür nicht. Ein Psychiater hatte bei dem
jungen Mann Wahnvorstellungen und eine krankhafte seelische Störung
diagnostiziert.

Die Staatsanwaltschaft hatte in ihrem Plädoyer am Donnerstag eine
lebenslange Haftstrafe mit Feststellung der besonderen Schwere der
Schuld gefordert. Damit ist eine vorzeitige Haftentlassung so gut wie
ausgeschlossen. Seine Strafe soll der Beschuldigte nach dem Willen
der Anklagebehörde in einer psychiatrischen Klinik verbüßen. Er habe

sich als Herr über Leben und Tod aufgespielt und sich der Polizei mit
den Worten gestellt, dass er die «blutrünstigen Monster» erschossen
habe.

Insgesamt hatte der Mann laut Anklage 30 Schüsse im Haus seines
Vaters abgegeben. Mit Kopfschüssen soll er Mutter, Vater und die
Halbschwester hingerichtet haben. Sein Hauptziel sei die Mutter
gewesen, so der Staatsanwalt. Zu Prozessbeginn stellte der Angeklagte
die Mutter, bei der er aufwuchs, als Grund allen Übels dar: Sie habe
sein Leben zerstört.