«Russisches Roulette»: Sörgel warnt vor Fußballspielen mit Fans

Berlin (dpa) - Der Pharmakologe Fritz Sörgel sieht Fußball-Spiele mit
Fans ohne wissenschaftliche Rechtfertigung für eine
Zuschauerhöchstzahl als unverantwortlich an. Andernfalls drohten die
Spiele im Herbst zum «russischen Roulette» zu werden, schrieb er in
einem Gastbeitrag in der «Frankfurter Allgemeine Zeitung»
(Donnerstag). «Was jetzt nötig ist, sind Studien in dem Labor, das
wir im Alltag «Stadion» nennen, um so entscheidende Wissenslücken zu

füllen», forderte Sörgel.

«So wie es für jedes Stadion ein Logbuch gibt, in dem alle Aspekte
wie Sicherheit, Katastrophen- und Brandschutz niedergelegt sind und
seit Mai auch der Hygieneplan, so muss eine Art «Tröpfchen- und
Aerosolplan» entstehen», erklärte er. Das ließe sich in kurzer Zeit

bei gesunden Probanden studieren.

Die Deutsche Fußball Liga dürfe niedrige Infektionsraten nicht als
Einladung nehmen und die zahlreichen Spiele im August und September
bei höheren Temperaturen nicht unterschätzen, um der Politik das
schnelle Hochfahren der Zuschauerzahlen einzureden. «Stadien mit
schon 50 Prozent gefüllt und ein paar wenige Superspreader - das
Ergebnis kann man sich ausmalen», meinte Sörgel.

Der Fußball sei wieder in der Mitte der Gesellschaft angekommen, aber
nicht im soziologischen Sinne, sondern in dem der Volksgesundheit.
«Er ist Teil davon, kann durch die Corona-Krise Betroffener sein,
gleichzeitig aber auch Verursacher eines Hotspots werden, im
schlimmsten Fall Serientäter», so Sörgel. Fans aus allen Teilen der
Republik würden zu Spielen anreisen. «50 Infizierte aus
bekanntermaßen großen Einzugsgebieten der erfolgreichen Clubs, die
über die Republik verstreut sind, reichen schon, um eine Katastrophe
auszulösen», befürchtet er.