WMO: Globaler Temperaturanstieg um 1,5 Grad schon in Reichweite

Genf (dpa) - Die globale Durchschnittstemperatur könnte schon in
einem der kommenden Jahre mehr als 1,5 Grad über dem vorindustriellen
Niveau liegen. Das berichtete die Weltwetterorganisation (WMO) am
Donnerstag in Genf. Die Wahrscheinlichkeit, dass eines der Jahre im
Zeitraum 2020 bis 2024 diesen Wert erreicht, liege bei 20 Prozent.
Dass die Durchschnittstemperatur in diesem Zeitraum mindestens in
einem Monat mehr als 1,5 Grad über vorindustriellem Niveau liegt,
dürfte demnach sogar zu 70 Prozent der Fall sein.

Eine besonders drastische Prognose geben die Experten für die Arktis
ab: Die Region dürfte sich in diesem Jahr schon um mehr als das
Doppelte des globalen Mittelwerts erwärmt haben.

In diesem und jedem der nächsten vier Jahre werde die globale
Durchschnittstemperatur mindestens ein Grad höher liegen als im
vorindustriellen Zeitalter, heißt es in dem Bericht. Damit ist der
Zeitraum 1850-1900 gemeint. Schon die Fünf-Jahres-Periode von 2015
bis 2019 war die bislang wärmste. Im Pariser Klimaabkommen hatten
sich die Länder darauf geeinigt, die globale Durchschnittstemperatur
in diesem Jahrhundert unter zwei Grad über dem vorindustriellen
Niveau zu begrenzen und sich um ein Limit von 1,5 Grad zu bemühen.

Bei den Berechnungen unter Federführung des britischen Wetterdienstes
Met Office wurden natürliche Klimavariationen und menschlicher
Einfluss berücksichtigt, wie die WMO berichtet. Nicht eingeflossen
sind mögliche Rückgänge der Treibhausgasemissionen durch den
weltweiten Wirtschaftseinbruch in Folge der Coronavirus-Pandemie.

«Wegen der Langlebigkeit von CO2 in der Atmosphäre geht man nicht
davon aus, dass durch einen Rückgang der Emissionen in diesem Jahr
die CO2-Konzentration in der Atmosphäre, die zu der Erwärmung führt,

abnimmt», sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. Die Pandemie
dürfe keine Ausrede sein, um den Klimawandel nicht mit koordinierten
und nachhaltigen Maßnahmen zu bekämpfen.