ZDF-Fernsehrat: TV-Programm darf durch Corona nicht schlechter werden

Die Corona-Pandemie hat den TV-Sendern viele Probleme geschaffen.
Drehstopps waren nötig, viele Sportevents fielen flach. Das wirbelte
das Programm durcheinander. Der Fernsehrat des ZDF findet: Die
Qualität des Programms darf dennoch nicht leiden.

Mainz (dpa) - Der ZDF-Fernsehrat dringt darauf, die Qualität des
TV-Programms trotz der Ausfälle und der Verschiebungen durch die
Corona-Krise aufrechtzuerhalten. «Das sehen wir als Fernsehrat auch
mit einem großen Interesse, dass das Programm nicht schlechter,
sondern möglicherweise sogar besser wird», sagte die Vorsitzende
Marlehn Thieme der Deutschen Presse-Agentur.

Der Fernsehrat ist ein Gremium, das sich für die Interessen der
Allgemeinheit mit Blick auf die Programmarbeit des ZDF einsetzt. Der
Rat setzt sich aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen -
darunter Sport, Kirche, Politik, Kultur, Soziales - zusammen und ist
nicht an Weisungen gebunden.

Thieme betonte, jetzt gelte es, dass trotz Produktionsunterbrechungen
und höherer Kosten in der Produktion wie Hygienemaßnahmen «auch gutes

und fast mehr Programm passieren muss». Viele Großereignisse im Sport
fallen aus, wie etwa die Fußball-Europameisterschaft, die im
Programmplan vorgesehen waren. «Dafür muss man mit Kreativität auch
anregendes Programm finden», warb Thieme.

Wegen der Corona-Krise waren Fernsehsender mit Drehstopps oder
-verschiebungen konfrontiert. Langsam laufen Dreharbeiten wieder an.
Es gibt Vorsichtsregeln an den Sets. Auch die ausfallenden
Sportevents müssen TV-Sender kompensieren. Die ARD etwa rechnet sogar
dadurch mit Mehrkosten.

Der ZDF-Fernsehrat kommt am Freitag (10. Juli) zu seiner letzten
Sitzung der laufenden 15. Amtsperiode in Mainz zusammen. Direkt im
Anschluss wird ein neuer Fernsehrat konstituiert und dessen neue
Führungsspitze gewählt. Auf die Frage, ob Thieme nochmals als
Vorsitzende kandidieren wolle, sagte sie: Sie sei im Vorfeld immer
wieder gefragt worden, ob sie wieder antrete werde. «Ich habe das
grundsätzlich bejaht.»

In der nächsten Amtsperiode wird für den Rat das digitale Angebot des
ZDF eine große Rolle spielen, kündigte Thieme an. «Die digitale
Weiterentwicklung wird ein bleibendes Thema sein.» Das ZDF müsse sich
in einem zunehmend international orientierten Medienmarkt behaupten.
Das werde eine große Herausforderung sein. «Und das muss man im
Moment sagen: Auch mit nicht substanziell größer werdenden Mitteln
werden zusätzliche Anforderungen kommen.» Dem Rat sei es zudem ein
großes Anliegen, junge Menschen als Nutzer für das ZDF zu gewinnen.
«Da sind wir zuversichtlich, dass das Haus das auch schafft.»

Inmitten der Corona-Krise sieht der Fernsehrat auch ein gesteigertes
Vertrauen, das öffentlich-rechtlichen Sendern in Deutschland
entgegengebracht wird. «Gerade die Corona-Zeit hat ja gezeigt, dass
sich die Akzeptanz und das Vertrauen in das ZDF zum Beispiel deutlich
auf den höchsten Werten seit Jahren bewegen», sagte Thieme.

Sie verwies dazu auf regelmäßige repräsentative Befragungen der
Forschungsgruppe Wahlen zum Vertrauen der Menschen in den Sender,
wonach der Wert zuletzt deutlich stieg. Im April 2020 lag er demnach
bei denjenigen, die sehr großes und großes Vertrauen haben, bei 72
Prozent. Seit April 2018 hatte er sich stets innerhalb der
60er-Prozent-Spanne bewegt.