Fast 1900 Mängel in Unterkünften bei Fleischindustrie in NRW

Düsseldorf (dpa) - Bei der Überprüfung von Unterkünften für Arbei
ter
der Fleischindustrie in Nordrhein-Westfalen sind bereits bis Mai
zahlreiche Mängel festgestellt worden. Unter den fast 1900 mittleren
und gravierenden Beanstandungen waren Überbelegungen, Schimmelpilze,
Einsturzgefahr, undichte Dächer, «katastrophale
Sanitäreinrichtungen», Brandschutzmängel und fehlende
Desinfektionsmittel, wie aus einem Bericht von Gesundheitsminister
Karl-Josef Laumann (CDU) an den Landtag hervorgeht.

Bei der Fleischindustrie wurden der Landesregierung zufolge bis Ende
Mai - also noch vor dem massenhaften Corona-Ausbruch beim Unternehmen
Tönnies - rund 650 Unterkünfte mit mehr als 5300 Menschen überprüft
.
«Vier Wohnungen mussten aufgrund von erheblichen Baumängeln sowie
Gesundheitsgefahren geräumt werden.»

Vergleichsweise gering seien die Beanstandungen bei Unterkünften von
Erntehelfern gewesen, so Laumann. Er betonte, dass die Kontrollen nur
durch die Corona-Pandemie möglich gewesen seien - normalerweise sei
das den Behörden gar nicht erlaubt. Er sieht deshalb Änderungsbedarf
im Bundesrecht.

Laut Laumann wurden bis Ende Mai 250 landwirtschaftliche Betriebe und
die Unterkünfte von knapp 5800 Saisonarbeitskräften überprüft. Man

habe 170 meist kleinere oder mittlere Mängel gefunden. «Es ist
umgekehrt aber auch festgestellt worden, dass einige
landwirtschaftliche Betriebe sehr vorbildlich hinsichtlich der
Umsetzung von Hygieneschutzmaßnahmen vorbereitet waren», so der
Minister in seinem Bericht.

SPD-Landeschef Sebastian Hartmann warf Ministerpräsident Armin
Laschet (CDU) vor, nicht genau hingeschaut und nicht konsequent
gehandelt zu haben - obwohl die Zustände seit langem bekannt seien.
Auch im Umgang mit der Corona-Krise bei Tönnies und den überzogenen
Restriktionen für die Bevölkerung habe Laschet versagt. «Es ist klar,

dass dieses Desaster zwei Namen hat: Laschet und Tönnies.»