Nach Protesten in Belgrad nimmt Vucic Corona-Ausgangssperre zurück

Belgrad (dpa) - Nach massiven Protesten in der Nacht zum Mittwoch
hat  Serbiens Präsident Aleksandar Vucic eine von ihm angekündigte
Ausgangssperre wegen der Corona-Pandemie zurückgenommen. «Es wird
sicherlich neue Maßnahmen für Belgrad geben, aber keine
Polizeistunde», sagte er. Die Einzelheiten werde der Krisenstab der
Regierung am Donnerstag bekanntgeben.

Vucic hatte am Dienstag angekündigt, dass die Regierung wegen der
zuletzt stark gestiegenen Ansteckungszahlen mit dem Coronavirus eine
Ausgangssperre verhängen werde, die von Freitagabend bis zum Morgen
des darauffolgenden Montags dauern würde. Die Ankündigung hatte
massive Proteste ausgelöst. Tausende Menschen versammelten sich vor
dem Parlament in der Belgrader Innenstadt.

Eine kleinere Gruppe militanter Demonstranten drang kurzzeitig in das
Gebäude ein. Die Polizei löste die Kundgebung unter Einsatz von
Tränengas auf. Nach offiziellen Angaben wurden 23 Menschen
festgenommen. 43 Polizisten und mehrere Demonstranten erlitten
Verletzungen.

In der Zeit des Corona-Ausnahmezustands von Mitte März bis Anfang Mai
hatte die Regierung die Ausbreitung der Pandemie mit Ausgangssperren
bekämpft. Sie galten jeweils in der Nacht und über ganze Wochenenden
hindurch und wurden mit großer Strenge behördlich durchgesetzt. Die
Infektionszahlen gingen deutlich zurück.

Doch seit gut zwei Wochen stecken sich wieder um die 300 Menschen pro
Tag nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 an. Besonders die
Hauptstadt Belgrad ist betroffen. Vucic hatte am Dienstag erklärt,
dass die Krankenhäuser in Belgrad bereits mit Patienten voll seien.
Am Mittwoch wurden erneut 357 Ansteckungen mit dem Coronavirus
gemeldet.