Nach monatelanger Corona-Leugnung: Turkmenistan lässt WHO ins Land

Aschgabat (dpa) - Das autoritär geführte zentralasiatische
Turkmenistan hat erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie Vertreter
der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins Land gelassen. Das Land hat
die Gefahr durch das Virus stets heruntergespielt. Offiziell gibt es
bislang keinen einzigen bestätigten Infektionsfall in der
abgeschotteten Ex-Sowjetrepublik, die von Staaten mit hohen
Infektionszahlen wie dem Iran umgeben ist.

Die fünf internationalen Gesundheitsexperten und Epidemiologen seien
am Dienstag in der turkmenischen Hauptstadt Aschgabat gelandet,
teilte die WHO mit. Zehn Tage lang sollen sie nun gemeinsam mit
turkmenischen Experten unter anderem Kontroll- und
Präventionsmechanismen verbessern.

Menschenrechtler und Diplomaten haben der turkmenischen Regierung in
der Vergangenheit vorgeworfen, die Ausbreitung des Virus zu
verheimlichen. In einer aktuellen Mitteilung betonte das turkmenische
Außenministerium nun die Bereitschaft des Landes zu internationaler
Zusammenarbeit im Kampf gegen Corona.

In den anderen zentralasiatischen Ex-Sowjetrepubliken Kasachstan,
Usbekistan, Kirgistan und Tadschikistan sind bislang nach ofiziellen
Angaben der dortigen Behörden zusammen mehr als 76 000 Infektionen
bestätigt. Rund 470 Infizierte sind demnach gestorben.

Im besonders stark betroffenen Kasachstan ist das öffentliche Leben
seit dem Wochenende erneut sehr eingeschränkt. Auch usbekische
Behörden kündigten einen zweiten Lockdown an, der Ende der Woche
beginnen sollte. Nachdem die Corona-Beschränkungen im
bevölkerungsreichsten Land der Region Mitte Juni gelockert worden
waren, sollten nun unter anderem Märkte und große Geschäfte wieder
geschlossen werden. Im Nachbarland Kirgistan wies Premier Kubatbek
Boronow das medizinische Personal am Mittwoch an, gegebenenfalls aus
dem Urlaub zurückzukehren, um die Situation zu stemmen.