Günstiges Remdesivir für Corona-Patienten in Indien

Neu Delhi (dpa) - Es gibt etwas Hoffnung für Covid-Patienten in
Indien, dem am drittstärksten von dem Virus betroffenen Land mit mehr
als 740 000 Infektionen: Eine Generikaversion des Medikaments
Remdesivir für umgerechnet 57 Euro (4800 Rupien) pro
100-mg-Fläschchen wurde von der indischen Arzneimittelbehörde
zugelassen. Das ist nach Auskunft seines Arzneimittelherstellers
Mylan mehr als 80 Prozent weniger als der Preis des
Originalmedikaments in entwickelten Ländern. Das Generikum soll nach
den Richtlinien des indischen Gesundheitsministeriums für Notfälle
verwendet werden.

Der Pharmakonzern Gilead Sciences hat nach eigenen Angaben mit
mehreren Generika-Produzenten in Indien, Pakistan und Ägypten
Lizenzverträge abgeschlossen, damit diese zunächst für 127
hauptsächlich ärmere Länder eine Nachahmerversion von Remdesivir
herstellen können.

Remdesivir wird per Infusion verabreicht und hemmt ein Enzym der
Viren, das für deren Vermehrung nötig ist. Erste positive Ergebnisse
im «New England Journal of Medicine» («NEJM») zeigen, dass das
Medikament den schweren Corona-Verlauf abmildert und die
Krankheitsphase um einige Tage verkürzt.

Um das Medikament gab es kürzlich eine Kontroverse, weil US-Präsident
Donald Trump einen Großteil der Produktion des Originalmedikaments
der nächsten Monate für die USA reserviert hat. Eine fünftägige
Behandlung mit Remdesivir wird nach Unternehmensangaben bei
Bestellung durch die US-Regierung 2340 Dollar (etwa 2000 Euro) pro
Patient kosten. Dieser Nettobetrag sei auch für Deutschland geplant.
Die Kosten werden in Deutschland von den Kassen bezahlt. Die
EU-Kommission hatte Remdesivir vergangenen Freitag unter Auflagen als
erstes Mittel zur Therapie von Covid-19 in Europa zugelassen.

In Indien wären für eine fünftägige Behandlung 600 mg des Medikamen
ts
nötig, wie das indische Gesundheitsministerium schreibt. Das würde
rund 340 Euro kosten. In Krankenhäusern der Regierung ist die
Behandlung für Patienten aber generell subventioniert.