Iran: 200 Corona-Tote am Tag - Minister warnt vor «Corona-Bombe»

Teheran (dpa) - Im Iran sind erstmals seit Beginn der Corona-Krise
Ende Februar an nur einem Tag 200 Todesfälle bei mit dem Virus
infizierten Patienten gemeldet worden. Das gab die Sprecherin des
Gesundheitsministeriums am Dienstag bekannt. Im gleichen Zeitraum
wurden über 2600 Neuinfektionen erfasst. Damit liege die Zahl der
Todesopfer aktuell bei 11 931, die der bisher nachgewiesenen
Infektionen bei 245 688, so Sprecherin Sima Lari im Staatsfernsehen.

In Anbetracht der erneut gestiegenen Fallzahlen gab
Gesundheitsminister Saeid Namaki eine deutliche Warnung aus. «Wenn
das so weitergeht, gehen wir k.o.», sagte der Minister. Ziel sei es
gewesen, die Zahl der Corona-Toten pro Tag unter 30 zu halten. Nun
liege der Wert bei mehr als dem Sechsfachen.

Das Coronavirus verglich er mit einer gefährlichen Bombe, die die
Menschen durch Missachtung der Hygiene-Vorschriften scharf machen
würden. Trotz aller Bemühungen habe das Land «doch noch ein bitteres

Gegentor kassiert» und sei nun mit einer neuen schweren
Infektionswelle konfrontiert, so der Minister laut Nachrichtenagentur
Isna.

Nach einem zwischenzeitlichen Rückgang der erfassten Infektionen Ende
Mai hatte der Iran die Anti-Corona-Maßnahmen gelockert und fast allen
Branchen die Arbeit wieder erlaubt. Nach Ansicht von Experten haben
jedoch gerade diese Lockerungen dazu geführt, dass nur noch etwa zehn
Prozent der Bevölkerung die Hygienevorschriften ernst nahmen. Es kam
zu einem dramatischen Anstieg der Fallzahlen. Daher wurde diese Woche
an vielen Orten eine Maskenpflicht eingeführt - die allerdings von
vielen Iranern nicht eingehalten wird.