Ausländern droht bei Online-Semester an US-Universitäten Ausweisung

Wegen der Coronavirus-Pandemie kündigen US-Hochschulen wie die
Elite-Uni Harvard an, im Wintersemester Vorlesungen nur online
anzubieten. Schlechte Nachrichten sind das für ausländische Studenten
- sie könnten deswegen gezwungen werden, die USA zu verlassen.

Washington (dpa) - Ausländische Studierende an US-Universitäten, die
im Wintersemester wegen des Coronavirus ausschließlich Online-Kurse
anbieten, sollen nach dem Willen der US-Regierung das Land verlassen.
Die US-Einwanderungsbehörde ICE teilte am Montag (Ortszeit) mit, an
solchen Universitäten immatrikulierte ausländische Studenten müssten

ausreisen oder an eine Hochschule wechseln, die Präsenzunterricht
anbiete. Ansonsten drohe ihnen die Ausweisung. Ausländern, die ihr
Studium an einer von Herbst an ausschließlich online lehrenden
Hochschule aufnehmen wollten, werde kein Visum ausgestellt. Die
Einreise ins Land werde ihnen nicht gestattet.

Betroffen von der Neuregelung sind Studierende, die ein
F-1-Studentenvisum besitzen oder beantragen wollen. Sie gilt aber
laut ICE auch für Kursteilnehmer an nicht-akademischen beruflichen
Bildungseinrichtungen wie etwa Flugschulen (M-1-Visum). Die Behörde
teilte mit, damit werde eine wegen der Ausbreitung des Virus für das
vergangene Sommersemester geschaffene Ausnahmeregelung modifiziert.
Diese habe wegen der Ausbreitung des Coronavirus mehr Online-Kurse
erlaubt, als eigentlich für Ausländer gestattet sind.

Der Sender CNN berichtete am Montag, Tausende ausländische Studenten
an Universitäten oder Teilnehmer an beruflichen Trainingsprogrammen
könnten betroffen sein. Unter anderem hatte die US-amerikanische
Elite-Universität Harvard am Montag angekündigt, wegen des
Coronavirus im Wintersemester alle Vorlesungen online abzuhalten. Von
den Bachelor-Studierenden, die auf dem Campus wohnen, dürften rund 40
Prozent wieder in die Wohnheime und Burschenschaften einziehen,
erklärte die Hochschule im Bostoner Vorort Cambridge. Die sonst
üblichen doppelt belegten Zimmer solle es dabei nicht mehr geben.

Auch an der zwischen New York und Philadelphia gelegenen Universität
Princeton werde «der meiste Unterricht» online stattfinden, hieß es
am Montag. Auch dort soll nur der Hälfte der Bachelor-Studierenden
erlaubt werden, wieder in Wohnheime auf dem Campus zu ziehen. Anders
als in Deutschland sind US-Universitäten mit Freizeitangeboten,
Partys und einem deutlich breiter ausgebauten Netz an Wohnheimen oft
auch für das Sozialleben der Studierenden zentral. 

US-Präsident Donald Trump hatte im vergangenen Monat bereits die
Aussetzung verschiedener Arbeitsvisa verfügt. Zugleich weitete er den
Stopp legaler Einwanderung bis zum Jahresende aus, was im
Wesentlichen Ausländer betrifft, die sich um eine Green Card für den

dauerhaften Aufenthalt in den Vereinigten Staaten bemühen.
Hintergrund für die Verfügung war die hohe Arbeitslosigkeit infolge
der Corona-Pandemie in den USA.